Kumuliert haben die Süper-Lig-Teams etwa 15 Milliarden Lira (~2,3 Mrd. Euro) Schulden zu tilgen. Der Großteil der Verbindlichkeiten entfällt auf Banken, private Kreditgeber und Spielerberater. Für Jahrzehnte haben sich Tausende Berater mit fatalen Transfers für die Klubs bereichert. Am Ende sind die Fans leider und der Vater Staat, der Steuerforderungen aussetzt, die "Dummen". Die türkische Fußballindustrie ist alles andere als finanziell gesund und lange nicht förderlich für die junge Gesellschaft. Eine Analyse von LIGABlatt-Chefredakteur Fatih Şenel.

Schon immer hat man in der Türkei finanzielle Miesen mit Meisterschaftserfolgen, noblen aber kostspieligen Transfers und dank Siegen auf europäischer Bühne gekonnt legitimiert. Das LIGABlatt attestiert, dass die türkische Süper Lig technisch bankrott ist und nur mit neuen Bankkrediten auf den Beinen "steht". Dafür erhalten die Banken selbstverständlich äußerst lukrative Zinszahlungen. Außerdem werden sämtliche Immobilien der Vereine als Sicherheiten hinterlegt. Einzig die Fans, die sich noch immer wie verrückt Dauerkarten und Trikots kaufen, sind am Ende die "Dummen". Man wird nur noch veräppelt.

Warum aber? Süper-Lig-Spieler die Abermillionen verdienen und nicht mehr als Luftnummer sind, Trainer und Funktionäre die hohe Schadenersatzsummen kassieren, machen die Fans nicht zu wirkungsvollen Kritikern. Vielmehr werden die Fans immer häufiger über Sammelaktionen an die Kasse gebeten. Jüngstes Beispiel: Fenerbahçe hat erst vor Monaten mit einer einzigartigen Spendenaktion Millionen eingesammelt. Dazu kommt, dass Klubpräsidenten für ihre finanziellen Untaten nicht haften und belangt werden. Ein Witz!

Das Paradies der sorglosen Bauunternehmer 

So sind türkische Klubs gegenwärtig nur Spielbälle von gut betuchten Unternehmern, die es besonders mögen, vor den Kameras unnütze Pressekonferenzen abzuhalten. Das trübende Bild wird sich wohl nie ändern. Eine wirtschaftlich und rechtlich sinnige Struktur – wie es in der Bundesliga der Fall ist – wird es in der Süper Lig in diesem Jahrhundert wohl nicht geben. Ein Armutszeugnis! Ob die neuerdings eingeführten Ausgabenlimits der TFF bzw. UEFA helfen werden, steht in den Sternen. Die Bilanz fällt düster aus, der Ausblick in die Zukunft ebenso.

Die Horror-Bilanz!

  • Die negative Transferbilanz der letzten zehn Spielzeiten: -271 Millionen Euro (!) 
  • Die Türkei gilt als Paradies für Schadenersatzzahlungen: Alleine die Istanbuler Klubs haben zwischen 2002 und 2014 über 30 Millionen Euro (!) für vorzeitige Vertragsauflösungen hingeblättert.
  • Die Millionenzahlungen an die Spielerberater sind hingegen nicht direkt zu beziffern. Wenn man aber über die Transferausgaben seit 2011 – 1,06 Milliarden Euro (!) – mit etwa 20 Prozent Agenten-Provision rechnet, kommt man auf die nächste gigantische Summe: 212 Millionen Euro (!) 
  • Die Nebenkostenrechnung: 271+30+212 Mio. = 513 Millionen Euro (!) 

Fazit: Das Rechenbeispiel zeigt, wie Klubpräsidenten in nur zehn Jahren die Süper Lig wirtschaftlich zerstört haben. Das Tolle dabei: Den Klubchefs passiert bei diesem pervertierten Minusgeschäft überhaupt nichts. Man dankt irgendwann wenn es eng wird ab und trinkt in der Loge seinen Kaffee weiter. Ein endloses Trauerspiel!