Nach dem 2:2 in Kadıköy ist die Laune bei Beşiktaş sicherlich ganz in Ordnung. Man konnte den Erzfeind ärgern und kam gleich zweimal zurück. Trotzdem gibt es auch Grund zur Sorge. Der schwache Tabellenplatz wurde gehalten und insbesondere die Offensive bleibt aktuell zu oft hinter den Erwartungen zurück.
Das Meisterschaftsrennen ist für den Titelverteidiger im Moment außer Sicht. Das kann sich zumindest theoretisch noch ändern, der neue Trainer wird allerdings an einigen Stellschrauben drehen müssen. Auch gegen Fenerbahçe war die Sturmreihe nur selten auf der Höhe. Das Problem ist, dass von außen auch niemand Druck macht oder machen kann.
Nominell gehört die Offensive der "Adler" zu den besten der Liga. Batshuayi galt lange als kommender Superstar und auch wenn er den Sprung nie ganz geschafft hat, hat er zumindest das Potenzial, die Süper Lig in Grund und Boden zu schießen. Cyle Larin und Rachid Ghezzal waren zwei Garanten für das letztjährige Double und bildeten die stärkste Flügelzange der Türkei. Heute sind alle drei nur noch Schatten ihrer selbst. Der Algerier kommt auf zwei Treffer und eine Vorlage in beiden Wettbewerben, der Kanadier auf insgesamt sechs Scorerpunkte und auch beim Belgier sind es nur neun. Insbesondere Larins und Batshuayis Werte sind somit nicht katastrophal, aber auch im Derby sah man wieder, wo die Probleme liegen.
Alternativen gibt es kaum
Beide waren quasi gar nicht im Spiel und wenn sich doch eine Chance ergab, schlossen sie zu hektisch ab. Für die Ansprüche ihres Teams ist das auf Dauer viel zu wenig. Leider hat allerdings auch die zweite Reihe nicht die Möglichkeit, Druck aufzubauen. Kenan Karaman bekommt immer wieder eine Chance, enttäuscht bisher allerdings auf ganzer Linie. Güven Yalçın hat aus seinen wenigen Möglichkeiten noch das beste gemacht, war zu Saisonbeginn allerdings eigentlich gar nicht eingeplant und der Rest schleppt sich von einer Verletzung zur nächsten. Ob Georges-Kévin N’Koudou, Gökhan Töre oder Alex Teixeira: Einplanen kann man keinen der drei dauerhaft. Da allerdings auch die finanziellen Mittel mehr als begrenzt sind, ist guter Rat teuer. Die Fans können nur darauf hoffen, dass die drei Stammkräfte es endlich schaffen, ihre Leistungen dauerhaft abzurufen oder aus ihrem Loch herauskommen. Ansonsten wird es auch im neuen Jahr nichts mit einer wirklichen Aufholjagd.