Mit dem 2:2-Unentschieden gegen Aufsteiger Istanbulspor verpasste Beşiktaş am gestrigen Abend den Sprung an die Tabellenspitze. Vor allem taktisch zeigte BJK-Trainer Valérien Ismaël mit teils unverständlichen Personalentscheidungen einmal mehr seine Defizite. Mit Blick auf das bevorstehende Stadtderby gegen Fenerbahçe gerät der BJK-Trainer immer mehr unter Druck.

Nach der ersten Saison-Niederlage gegen Başakşehir (0:1) in der vergangenen Woche, folgte am gestrigen Abend gegen den Stadtnachbarn und Aufsteiger Istanbulspor der nächste Dämpfer für Beşiktaş. Die Schützlinge von Valérien Ismaël kamen nicht über ein 2:2 hinaus, was aufgrund der spielerischen Überlegenheit letztlich enttäuschend war. Neben der Kritik am Trainer Ismaël, wächst bei den Fans auch der Unmut bezüglich der Torhüter. Am gestrigen Abend bekam Stammkeeper Ersin Destanoğlu, der in den vergangenen Spielen auf der Bank Platz nehmen musste, wieder das Vertrauen und konnte nicht überzeugen. Letzterer sah nämlich bei beiden Gegentoren nicht gut aus, und hatte somit auch seine Aktien am Unentschieden. Auch die Fans ließen ihren Unmut freien Lauf und pfiffen ihren Torwart nach dem zweiten Gegentreffer gnadenlos aus. Dass etwas mit dem 21-jährigen Torwart nicht stimmt, sah man ihm auch an. Über die ganze Partie hinweg sprachen seine Blicke und sein Auftreten Bände. Aber auch taktisch war vor allem in der zweiten Halbzeit wieder zu erkennen, dass die zum Teil neu formierte BJK-Truppe noch nicht sattelfest ist.

Keine Spielkontrolle und viele Ballverluste

Was in dieser Saison bei Beşiktaş besonders auffällt, ist der Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit. Nach einer ordentlichen ersten Hälfte, schafft es die Ismaël-Truppe nicht, die Spielkontrolle im zweiten Durchgang zu bewahren und Führungen über die Zeit zu bringen. Auch am gestrigen Abend schlichen sich unsaubere Zuspiele und Ballverluste im zweiten Durchgang ein. Eigene Nachlässigkeiten bringen die Mannschaft dann ins Hintertreffen. Von bisher zehn Gegentoren fielen sieben davon in der zweiten Halbzeit, weshalb die Kritik auch am Trainer allmählich wächst. Dem französischen Trainer wird auch häufig das unglückliche Händchen bei Einwechslungen vorgeworfen, denn die "Schwarzen Adler" konnten im Endspurt der Partie bisher selten überzeugen. Eine Einwechslung eines defensiven Stabilisators wie Necip täte der Ergebnissicherung sichtlich gut , doch letzteres ließ Ismaël gestern Abend vermissen. Oben drauf fehlt im Tor aktuell ein sicherer Rückhalt, der der Mannschaft Stabilität verleiht. Sinnbildlich dafür steht eine desaströse Statistik: In den vergangenen vier Partien gaben die Gegner insgesamt 15 Torschüsse ab, von denen zehn (!) den Weg ins Tor fanden. Letzteres forcierte auch der Aufsteiger Istanbulspor am gestrigen Abend, wie Trainer Osman Zeki Korkmaz im Nachgang der Partie bestätigte. So sollen die Trainingseinheiten der vergangenen Woche zwei bis drei Stunden intensives Schusstraining aus 25-30 Metern beinhaltet haben, was sich letztlich mit dem Punktgewinn auch ausgezahlt hat.

Das Unentschieden kommt mit Blick auf das kommende Stadtderby gegen Fenerbahçe nach der Länderspielpause zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Viel Zeit bleibt Trainer Ismaël daher nicht, seine Mannschaft auf das Stadtderby vorzubereiten. Sicher ist, dass die "Schwarzen Adler" ein anderes Gesicht zeigen müssen. Letzteres geht auch mit dem Trainer einher, der die taktische Herangehensweise, vor allem in der Schlussphase der Partie, überdenken sollte. Auch die aktuelle Torhüter-Problematik wird weiterhin anhalten, weshalb man nach dem gestrigen Auftritt von Destanoğlu gespannt sein darf, ob letzterer im wichtigen Stadtderby nochmals das Vertrauen bekommen wird.