Kein Fan der beiden verfeindeten Lager will dies sicherlich hören, aber der Unwille, der aktuell am Dolmabahçe-Palast zu hören ist, ähnelt zumindest in Teilen den Problemen, die der Stadtnachbar aus Kadıköy zu Beginn der aktuellen Saison hatte. Im Fokus steht die Dreierkette.

Ob Vítor Pereira, Stefan Kuntz oder aktuell Valérien Ismaël: Ausländische Trainer, die ihre taktischen Ideen im türkischen Spitzenfußball installieren möchten, haben es nicht einfach und müssen beziehungsweise mussten große Überzeugungsarbeit leisten. Die Dreierkette hat in der Türkei einen schweren Stand. Das musste der ehemalige Fenerbahçe-Trainer schmerzvoll erfahren, der im Endeffekt zwar den Kader auf das System zuschneiden durfte, dann allerdings seinen Hut nehmen musste als die Erfolge ausblieben. Kadıoğlu und Osayi-Samuel profitieren zwar von der Umstellung, insgesamt setzte die Mannschaft die Vorgaben allerdings zu häufig nicht gut genug um und erwies sich als extrem anfällig für Konter. Mit Kartals Rückbesinnung auf die Viererkette kehrte nach kurzen Anlaufschwierigkeiten auch der Erfolg zurück. Auch der neue Nationaltrainer Stefan Kuntz setzt auf die Dreierkette und musste sich eben diese Entscheidung nach der verpassten WM-Qualifikation vorwerfen lassen. Zwar hat er zumindest teilweise das Spielermaterial für dieses System, eingespielt wirkte seine Mannschaft allerdings verständlicherweise nie.

Die nächste Saison zählt

Nun versucht sich auch Valérien Ismaël bei Beşiktaş an dem vermeintlich moderneren Ansatz. Überzeugen konnte er bisher damit noch nicht. Dennoch unterscheidet ihn einiges von seinen hier genannten Kollegen. Im Gegensatz zu Pereira konnte Ismaël den Kader nicht für sein bevorzugtes System zusammenstellen. Das soll allerdings pünktlich zur nächsten Spielzeit soweit sein. Im Gegensatz zu Kuntz wird der Trainer der "Schwarzen Adler" dann auch genügend Zeit haben, um die Abläufe und Besonderheiten einzuplanen. Natürlich dürfte es die Fans schmerzen, dass selbst das Minimalziel in dieser Saison wohl verpasst wird, mehr Zeit sollten sie ihrem neuen Coach allerdings dennoch einräumen. Dass die Dreierkette mit den richtigen Spielern eine gute Idee sein kann, zeigen viele europäische Spitzenmannschaften. Die türkischen Vereine tun gut daran, diese Option zumindest ebenfalls zu prüfen. In einigen Fällen wird die Konzentration auf das bewährte System mit zwei Innenverteidigern zum Erfolg führen. In anderen könnte ein Wechsel allerdings durchaus ein Schlüssel werden.