Sie haben in letzter Zeit sicherlich in diversen Sportmedien einiges über Saudi-Arabien gelesen, und das hängt vor allem damit zusammen, dass die Regierung dieser absoluten Monarchie sich entschlossen hat, dem ganzen Land ein neues, verbessertes Image zu verleihen.

Kronprinz Mohammed Bin Salman ist davon überzeugt, dass die weltweite Wahrnehmung und das Ansehen seiner Nation durch diesen angedachten Wertewandel verbessert wird, vor allem nach den zahlreichen Menschenrechtsverletzungen und dem religiösem Extremismus, der in den letzten Jahrzehnten dem Staat einen schlechten Ruf verliehen hat. Im Mittelpunkt dieser Imagekorrektur steht dabei das Vorhaben, den saudischen Sport auf eine komplette neue Basis zu stellen, der sowohl im Ausland als auch bei der jungen Bevölkerung des Landes eine große Bedeutung hat und auf alle sportaffinen Menschen eine enorme Faszination und Ausstrahlung ausübt.

Bin Salman plant, mehrere Weltmeisterschaften in den unterschiedlichsten Sportarten auszurichten und hat auch in den letzten Jahren einige Veränderungen im nationalen Fußballsport durchgesetzt. Die vier Spitzenklubs des Landes haben Förderungen in Milliardenhöhe erhalten, da der Kronprinz die Liga in absehbarer Zeit zu einer der besten der Welt machen will.

Aber wie sollen diese umstrukturierenden Prozesse wirklich aussehen und umgesetzt werden und welche Auswirkungen könnten diese finanziellen Zuschüsse auf den Sport weltweit haben? Dieser Artikel soll die wichtigsten Trends herausarbeiten.

Ein breites Betätigungsfeld

Fußball ist zwar ein bedeutender, aber schlussendlich nur ein Teil der umfassenden Agenda, um das Image Saudi-Arabiens international aufzupolieren. Denn noch immer hagelt es in Saudi-Arabien strengere Strafen für Vergehen und Weltanschauungen, die in der westlichen Welt im Grunde genommen zum Alltag gehören.  Einige Beispiele hierfür: Es ist untersagt, sich auf der Straße zu küssen, Spiele in OnlineCasinos zu spielen oder ein Bier trinken zu gehen. Nicht nur diese Einschränkungen haben dazu geführt, dass das Land weltweit als totalitär angesehen wird.

Die Regierung ist zwar nicht bereit, bei ihren religiösen Ansichten Kompromisse einzugehen, hat aber erkannt, dass solche Gesetze und Anschauungen Saudi-Arabien vom Rest der Welt immer weiter entfremden – was vor allem bei seiner jungen Bevölkerung nicht gut ankommt.

Dies erklärt auch den enorme Drang in verschiedene Branchen vorzustoßen, die vor allem in der westlichen Welt hohes Ansehen genießen, und die 2030 in der Austragung eines großen globalen Sportereignisses im Königreich gipfeln soll.

Der Fußball rückt in den Mittelpunkt

Die angesagte und heftig umworbene Sportrevolution in Saudi-Arabien wird als eine der größten in der Geschichte des Sports propagiert – und die Events sollen live im Fernsehen in die ganze Welt übertragen werden.

Das große Ziel der Verantwortlichen ist es, bis ins Jahr 2030 25 Weltmeisterschaften in den unterschiedlichsten Sportarten auszurichten, wobei eine Bewerbung für die FIFA-Weltmeisterschaft 2030 oder 2034 ebenfalls geplant ist. Die Regierung des Landes betont immer wieder, dass diese sportliche Expansion auch von dem Wunsch angetrieben wird, Investitionsmöglichkeiten zu schaffen, um so unter anderem die öffentliche Gesundheit zu verbessern und die Sportinfrastruktur auf den neuesten Stand zu bringen.

Insbesondere die Übernahme der vier größten Fußballvereine des Landes, Al Ittihad, Al Hilal, Al Ahli und Al Nassr, durch den Staatsfonds PIF (der so ganz nebenbei auch 80 % der Anteile am Premiere League Klub Newcastle United besitzt) hat einen bedeutenden Schritt hin zu einer professionellen und international angesehenen saudischen Pro League geführt.

Mit den Verpflichtungen von Weltstars wie Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und N’Golo Kante sendet Saudi-Arabien eine klare Botschaft aus: wird sind felsenfest entschlossen, die Welt des Fußballs aufzumischen!

Die Verdienstmöglichkeiten dieser oben genannten Spielersind astronomisch und unterstreichen noch mehr die Absicht des Landes, ganz vorne mitspielen zu wollen. Saudi-Arabiens Vision besteht darin, den Marktwert der Liga durch kommerzielle Einnahmen auf 8 Milliarden SAR (rund zwei Milliarden Euro) zu verdreifachen. Dazu sollen vor allem die Investitionen aus dem privaten Sektor bei der Verwirklichung dieser Vorhaben dienlich sein, denn diese rücken den Fußballsport fest in den Mittelpunkt der nationalen Sportoffensive, der aber selbst nur ein Teil der "Vision 2030" ist.

Die Soft-Power-Strategie

Der Plan des Kronprinzen, das Image seines Landes international zu verbessern, wirft eine große Frage auf: Warum?

Saudi-Arabien betrachtet Sport, insbesondere den Fußball, als Soft Power-Instrument und strebt danach, auf der globalen Bühne durch die enorme Medienpräsenz immer mehr an Legitimität zu gewinnen. Die jüngste Fusion zwischen der PGA-Tour und dem vom PIF finanzierten „LIV Golf“ positioniert das Land auch im weltweiten Golfsport als mächtigen Akteur. Durch die Übernahme von Sportinstitutionen, deren Gründung in anderen Ländern jahrzehntelang gedauert hat, will Saudi-Arabien Teil einer vertrauenswürdigen Sportwelt werden, was wiederum auch den nationalen Tourismus bereichert und das Ansehen und die Glaubwürdigkeit international steigert.

Ziel der milliardenschweren Investitionen ist es u.a., die Saudi Professional League (SPL) in die Riege der besten Ligen der Welt zu heben. Diese Strategie beinhaltet nicht nur die Förderung von Top-Talenten, sondern auch die Verbesserung der Sportinfrastruktur, Nachwuchsförderungsprogramme und die Optimierung der Trainerausbildung.

Im Einklang mit der Vision 2030 plant Saudi-Arabien, die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft, den AFC-Cup und möglicherweise sogar die FIFA-Weltmeisterschaft auszurichten. Das ultimative Ziel des Kronprinzen ist es, Saudi-Arabien zu einer globalen Fußballmacht mit allen damit verbundenen bedeutenden wirtschaftlichen und sozialen Vorteilen zu etablieren.

Doch ob tatsächlich alles glatt laufen wird?

Globale Implikationen und Kontroversen

Die fußballerische Expansion Saudi-Arabiens hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die gesamte Fußballlandschaft.

Positiv kann sicherlich vermerkt werden, dass der Zustrom internationaler Spieler und Investitionen der nationalen Liga ein Vielfaches an Spannung und Wettbewerbsfähigkeit verleiht. Es bietet einen solide Basis für talentierte Spieler und schafft die Grundlagen für einen interkulturellen Austausch, der vor allem in der Zusammenarbeit zwischen Saudi-Arabien und anderen Fußballnationen gipfeln wird.

Allerdings stoßen die ehrgeizigen Pläne des Kronprinzen auch auf herbe Kritik und lösten international, vor allem in der Medienwelt, heftige Kontroversen aus. Die Menschenrechtslage Saudi-Arabiens hat schon immer Anlass zur Sorge gegeben, und die Bemühungen des Landes, sein Image durch den Sport zu verbessern, werden fast tagtäglich auf den Prüfstand gestellt. Die Schar der Kritiker argumentieren, dass die Ausrichtung großer Sportveranstaltungen nicht die anhaltenden Rechtsverletzungen überspielen können, und dass weiterhin viele Freiheiten im Land einschränkt sind.

Das Engagement der bestbezahlten Spieler der Welt, die sich Ihre Gehaltsschecks jetzt in der saudi-arabischen Fußballliga abholen, hat auch einige ethische Fragen aufgeworfen. So mussten einige Spielerinnen mit gehörig Gegen wird rechnen, weil sie Mannschaften in einem Land beitraten, das für seine restriktive Sozialpolitik, insbesondere in Bezug auf Frauenrechte, bekannt ist. Die Entscheidung, ob sie künftig in der saudischen Liga auflaufen wollen, wird für alle internationalen Sportler zu einer persönlichen Gewissensfrage und appelliert an die eigenen, selbst auferlegten Prinzipien. Einige Weltstars haben sich schon aus moralischen Gründen dafür entscheiden, die unsagbar hohen Angebote abzulehnen.

Trotz der Kontroversen wird Saudi-Arabien weiterhin alles daransetzen, den Fußball als Instrument für "Sportwashing", nationale Veränderungen und behutsame Öffnungen des Landes zu nutzen. Große Geldbewegungen und internationale Veranstaltungen sind nur die Spitze des lukrativsten Sporteisberges aller Zeiten.

Foto: unsplash.com