Galatasaray steht in der Gruppenphase der Champions League. Im entscheidenden Playoff-Rückspiel gegen Molde FK (2:1) hatten die "Löwen" aber mehr Glück als Verstand. Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs wird man sich enorm steigern müssen, ansonsten droht eine beispiellose türkische Blamage. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.

Zum 17. Mal nimmt Galatasaray an der Gruppenphase der Champions League teil, zum ersten Mal wieder nach vier jähriger Abstinenz. 15 Millionen Euro Prämie sind dem türkischen Meister damit neben sportlicher Attraktivität im eigenen Stadion sicher. Errungenschaften, über die sich "Cim Bom" heute zu Recht freuen darf. Doch schon ab morgen sollte der Fokus darauf gerichtet sein, in der Champions League auch tatsächlich bestehen zu können. Denn mit Leistungen wie jener am Dienstagabend im Playoff-Rückspiel gegen Molde werden die "Löwen" kein einziges Pünktchen einfahren.

Passiv und ideenlos über die gesamte Spieldauer, hinten anfällig, teils mit erheblichen Geschwindigkeitsnachteilen in Laufduellen (ja, Herr Abdülkerim Bardakcı, Sie sind gemeint), nicht fähig, die eigentlich schon nach sieben Minuten geschlagenen Norweger von Molde halbwegs zu bespielen – die Mängelliste von Trainer Okan Buruk dürfte lang ausfallen. Im wichtigsten der insgesamt sechs Spiele der Qualifikationsrunden legte Galatasaray die mit Abstand schlechteste Leistung aller an den Tag, darf am Ende aber doch jubeln, weil der Fußball-Gott an diesem Abend wohl Rot-Orange trug und den "Löwen" mit einem Elfmeter und einem abgefälschten Freistoß glücklich zum Sieg verhalf.

Am Donnerstagabend wird sich zeigen, auf wen Galatasaray in der Gruppenphase trifft. Mit SO einer Leistung wird man sich aber gegnerunabhängig sechsmal blamieren. Was für die international in Verruf geratene Türkei beileibe auch nichts Neues wäre. 2021/22 schloss Beşiktaş zuletzt die Gruppenphase chancenlos mit null Punkten und 19 Gegentoren ab. Fluch und Segen für Galatasaray zugleich: die mit etlichen Stars gespickte Mannschaft. Bei Zeit ist ein besseres Spielverständnis, gepaart mit einem Anstieg der Qualität erwartbar. Passiert das nicht, dürfte ein Scheitern ob der großen Erwartungen aber noch deutlich blamabler ausfallen als jemals zuvor.

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