Galatasaray hat gekämpft, mitunter sogar gezaubert, gegen den FC Bayern aber dennoch nicht gewonnen. Doch die "Löwen" können stolz auf sich sein. Viel mehr: Im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Champions League kann sich diese unglückliche Niederlage noch als Sieg erweisen. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb. 

20 Torschüsse, ein Expected-Goals-Wert von 2,6, sogar mehr Ballbesitz – praktisch alle Statistiken sprachen am Ende für Galatasaray, doch der Sieger hieß FC Bayern. Weil die Münchner zwar deutlich weniger Chancen hatten, diese mit ihrer individuellen Klasse aber eiskalt und maximal effizient ausnutzten. Doch in welcher Art und Weise der türkische Meister sich gegen sein deutsches Pendant (der mit Ausnahme der Visite als nationaler Rekordmeister mit nichts, aber auch gar nichts, zu vergleichen ist) präsentierte, war eindrucksvoll und macht Mut für die nächsten Wochen. Schließlich hatten die "Löwen" die jetzt seit 37 CL-Gruppenspielen ungeschlagenen Bayern ganz nah am Rand einer Niederlage, schlugen sich letztlich selbst. Daraus müssen Trainer Okan Buruk und die Mannschaft lernen.

Trainer, Mannschaft und Fans müssen die richtigen Lehren ziehen

Vielen Galatasatay-Fans missfiel zurecht, dass Buruk zu lange auf Kazımcan Karataş setzte, der auf seiner linken Abwehrseite gegen Bayerns Kingsley Coman durchweg überfordert war. Der 20-Jährige hätte ebenso vor den letztlich spielentscheidenden letzten 20 Minuten der Partie ausgewechselt werden müssen wie Wilfried Zaha, dem zu oft zu wenig gelang. Das einzige, was sich die Mannschaft vorwerfen kann respektive muss, ist der schlagartige Leistungsabfall nach dem 1:2. Dass ab diesem Zeitpunkt nichts mehr gelingen wollte, mag auch am Kräfteverschleiß der vorangegangenen 75 Minuten gelegen haben. Doch fällt im Zuge dessen nicht das schnelle 1:3, bleibt ein Manchester-United-ähnliches Comeback in der Schlussphase zumindest theoretisch möglich. An dieser Stelle geht der Zeigefinger auch in Richtung Stadion, dessen ohrenbetäubende Lautstärke schnell im Keim erstickt wurde.

Für die "Löwen" gilt es jetzt, den berechtigten Frust über die verpasste nächste Sensation in der Königsklasse in Motivation für die kommenden Aufgaben umzuwandeln. Gelingt es, die wenigen, aber entscheidenden Stellschrauben in die richtige Richtung zu drehen, ist Platz 2 in der Gruppe und damit das Weiterkommen ins Achtelfinale kein Wunschdenken. Nicht unbedingt im Rückspiel gegen die Bayern in zwei Wochen, sehr wohl aber in den Duellen gegen Manchester United und in Kopenhagen. Mit den richtigen Lehren aus der Bayern-Niederlage kann sich diese im Nachhinein noch als Sieg erweisen.

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