Kommentar zum Galatasaray-Debakel: Auch Fatih Terim muss sich hinterfragen

Die 0:6-Klatsche gegen Real Madrid am Mittwochabend offenbarte alle Schwächen des türkischen Rekordmeisters. Obgleich der unterschiedlichen Kräfteverhältnisse der beiden Teams muss neben der Mannschaft auch Trainer Fatih Terim Grundsätzliches hinterfragen. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.

Am Mittwochabend erlebte "Cim Bom" im Wohnzimmer von Real Madrid ein historisches Debakel. Mit der 0:6-Niederlage gegen den Rekordsieger der Königsklasse wurde die höchste Niederlage im Europapokal eingestellt. Es war allerdings nicht nur das nackte Endergebnis, dass im Santiago Bernabeau nach dem Schlusspfiff an den riesigen Videotafeln prangerte, was bei den Galatasaray-Anhängern für Schrecken und Enttäuschung sorgte. Viel mehr war es die Art und Weise, wie die "Löwen" – gerade in den Anfangsminuten – von den Königlichen regelrecht zerpflückt wurden, die für blankes Entsetzen sorgten. Durch einen schnellen Doppelpack von Youngster Rodrygo sowie einem Elfmeter von Sergio Ramos führten die Hausherren nach nicht mal einer Viertelstunde mit 3:0. Dass Letzterer den Elfmeter zu jenem Zeitpunkt bereits lässig in die Mitte chippte, setzte der Blamage schon früh die Krone auf. Galatasaray hatte zu keinem Zeitpunkt der Partie auch nur den Hauch einer Chance, dem Branchenprimus etwas entgegen zu wirken – ganz im Gegenteil. Die Tore zum 4:0, 5:0 und 6:0 waren nur eine Frage der Zeit und deren relativ spätes Eintreten der Tatsache geschuldet, dass Real bereits ab der 15. Spielminute zwei Gänge zurückschalten konnte.

Anspruch und Realität maximal auseinander

Im Vorfeld der Partie schraubte Galatasaray-Trainer Fatih Terim die Erwartungen bewusst in die Höhe. Der Anspruch eines türkischen Rekordmeisters müsse es sein, das Achtelfinale zu erreichen, erklärte Terim auf der Pressekonferenz am Dienstag. Folglich könne man auch bei einem Gegner wie Real Madrid bestehen. Doch weit gefehlt. Die Worte des "Imperators" entpuppten sich (einmal mehr) als krasse Fehleinschätzung. Ohnehin macht es den Anschein, dass Terim derzeit mit seinem Coaching an seine Grenzen stößt. Auch in Madrid zeigten die im letzten Jahr noch für ständige Torgefahr gefürchteten "Löwen", eine Maxime der Harmlosigkeit. Nach vier Gruppenspielen steht Galatasaray noch immer ohne Treffer da und entwickelt sich langsam aber sicher zur Lachnummer der diesjährigen CL-Saison. Als langjähriger Chef-Trainer kennt Fatih Terim den Klub in- und auswendig. Nun liegt es an ihm, schnellstmöglich die richtigen Schlüsse aus dem Debakel zu ziehen.