Seit jeher hat sich die Zukunftsfrage bei Galatasaray-Trainer Fatih Terim nur selten gestellt. Vor dem Hintergrund seines auslaufenden Vertrags im Sommer, der aktuellen sportlichen Erfolglosigkeit und nicht zuletzt den anstehenden Präsidentenwahlen im Mai steht der "Imperator" nun aber am Scheideweg bei "Cim Bom".

Es fällt zugegebenermaßen schwer, sich Galatasaray ohne Fatih Terim vorzustellen und Fatih Terim ohne Galatasaray. Der türkische Rekordmeister und der über die Landesgrenzen hinaus bekannte Trainer haben zusammen gleich mehrere Ären geprägt und sich schon jetzt für alle Zeit verewigt. Und doch könnte bereits im kommenden Sommer – nach dem Ablauf der jetzigen Saison – ganz schnell Schluss sein mit der traumwandlerischen Verbundenheit. Dann, wenn am 30. Juni die Spielzeit 2020/21 auch geschäftlich zu Ende geht, läuft auch Terims (Grund)-Vertrag bei den "Löwen" aus. Grundvertrag deshalb, weil im Arbeitspapier des "Imperators", das erst vor rund einem Jahr verlängert wurde, eine optionale Verlängerung bis 2024 enthält.

Fatih Terim oder Mustafa Cengiz – Kampf der Alphatiere

Derzeit ist es jedoch nur bedingt vorstellbar, dass der seit 1974 mit zwischenzeitlichen Pausen und Engagements bei anderen Klubs verbundene Terim noch drei weitere Jahre bleibt. Zu viele Faktoren lassen seinen stets unerschütterlichen Status derzeit wie eine bröckelnde Fassade wirken. Zum einen hängt eine Zukunft von Fatih Terim als Trainer von Galatasaray auch an der Zukunft von Präsident Mustafa Cengiz. Beide Alphatiere reiben sich seit Monaten aneinander, immer wieder gibt es interne Streitereien, die beide Parteien aber auch öffentlichkeitswirksam nach Außen verlagern und so für Unruhe sorgen. Obwohl Mustafa Cengiz als Präsident höhergestellt ist als Trainer Terim, musste sich der Klub-Boss in der Vergangenheit oft dem Legendenstatus seines Übungsleiters fügen. Bleibt Cengiz auch in Zukunft oberster Klub-Verantwortlicher – die Präsidentschaftswahlen sind für Mai angesetzt, dort tritt Cengiz gegen aller Voraussicht nach gegen Metin Öztürk, Burak Elmas, Tuncer Hunca und Eşref Hamamcıoğlu an – ist es schwer vorstellbar, dass sich Terim drei weitere Jahre unter dessen Führung antut. Zumal sich der einst erfolgsversprechende "Imperator" abgenutzt hat.

Sportlich hat der "Imperator" enorm abgebaut

Schafft Galatasaray keine unvorhergesehene Aufholjagd mehr, werden die "Löwen" um ihren Dompteur das zweite Jahr in Folge ohne Titel ausgehen. Die im Schnitt 1,87 erreichten Punkten in den bis dato 141 Spielen seiner insgesamt vierten Amtszeit bei Galatasaray bedeuten auch den drittschlechtesten Wert. Zum Vergleich: In seiner ersten Periode bei "Cim Bom" – in den Jahren 1996 bis 2000 – erreichte er einen Punktedurchschnitt von 2,18 – und das bei noch wesentlich mehr Spielen.

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