Erster gegen Zweiter und das bei einem Abstand von nur drei Punkten: Das Derby am Samstag ist endlich wieder ein Duell auf Augenhöhe und findet in der obersten Tabellenregion statt. Beide Teams stehen voll im Saft, müssen aber wahrscheinlich ein paar Verletzte ersetzen. Auch wenn am Ende die Tagesform entscheidet, lohnt sich der Blick auf die beiden Kader und die jeweils wahrscheinliche Startelf.

Fenerbahçe, 4-2-31

Auch wenn Erol Bulut viele personelle Wechsel vornimmt, hat er sein Wunschsystem längst gefunden. Feste Säulen sind dabei Torhüter Altay Bayındır, Abwehrboss Marcel Tisserand, Linksverteidiger Caner Erkin, die beiden Sechser Gustavo und Tufan sowie Zehner Pelkas – eigentlich. Denn ausgerechnet gegen den Erzrivalen wird der Trainer nun umstellen müssen. In der Abwehr fehlt nicht nur Tisserand seit längerem, sondern auch Kapitän Gönül, dessen Derby-Erfahrung sicherlich helfen würde. Zwar ist der Routinier zurück im Kader, Nazım Sangaré hat sich zuletzt allerdings mit ordentlichen Leistungen rechts hinten festgespielt. Vor Bayındır dürften daher erneut Sangaré, Aziz, der starke Neuzugang Szalai und Erkin verteidigen.

Das größte Problem hat der 19-fache Meister im zentralen Mittelfeld. Luiz Gustavo musste gegen Hatayspor ausgewechselt werden und droht nun auszufallen. Sein Fehlen wäre zwar nicht Eins-zu-Eins zu kompensieren, zumindest hat aber José Sosa nach seiner Lebensmittelvergiftung das Training wieder aufgenommen. Er könnte gemeinsam mit Tufan für Mesut Özil absichern. Sollte der Weltmeister noch nicht voll einsatzbereit sein, stünde Yandaş bereit.

Das Thema Tagesform spielt gerade in Fenerbahçes Offensive eine gewaltige Rolle. Mal zaubern Thiam, Valencia und Samatta und im nächsten Spiel gibt es überhaupt keine Impulse. Abhilfe könnte erneut Bright Osayi-Samuel schaffen, der in seinen wenigen Spielminuten durch starke Dribblings und ein gutes Tempo gefiel. Gut möglich, dass er mit Valencia die Flügel abdeckt und Feners aktueller Toptorjäger Thiam wieder den Platz im Zentrum einnimmt.

Galatasaray, 4-1-4-1

Der Rekordmeister hat seine schlimmsten Verletzungssorgen überwunden und verfügt aktuell auch über eine starke Bank. Fatih Terim setzt traditionell auf eine eingespielte Elf, die er nur geringfügig verändert.

Im Tor ist endlich Kapitän und Leistungsträger Muslera zurück, davor bleiben Saracchi, Marcão und Donk gesetzt. Nach Omar Elabdellaouis schwerer Verletzung wurde der US-amerikanische Nationalspieler DeAndre Yedlin verpflichtet. Wahrscheinlich ist allerdings, dass der erfahrene Martin Linnes auch gegen den Erzrivalen das Vertrauen erhält.

Zwar fällt auch im defensiven Mittelfeld bei Galatasaray der Starspieler aus, Terim wird dies allerdings deutlich besser verschmerzen können. Neuzugang Gedson Fernandes befindet sich noch in Quarantäne und wird folglich nicht auflaufen können. In dieser Saison hat sich allerdings sowieso Taylan Antalyalı auf der Sechs festgespielt und wird erneut den alleinigen defensiven Part übernehmen. Bei den beiden Achtern hat der Trainer die Qual der Wahl: Belhanda, Akbaba und Turan heißen die offensiven Bewerber, Bayram und Etebo die etwas defensiveren Optionen. Belhanda und Etebo dürften aktuell die Nase vorn haben.

Zwar fallen mit Feghouli und Çağlayan zwei starke Flügelspieler aus, für hochwertigen Ersatz ist trotzdem gesorgt: Rückkehrer Henry Onyekuru übertrifft aktuell alle Erwartungen und rechts dürfte Emre Kılınç erneut starten. Großes Gedränge gibt es dazu im Sturmzentrum: Babel, Mohamed und Dervişoğlu betrieben bereits gegen Başakşehir Job-Sharing. Nun wird zusätzlich allerdings auch Starstürmer Falcao zurückerwartet – und wohl zunächst auf der Bank platznehmen.

Endlich wieder Topspiel

Das Derby elektrisiert nicht nur Istanbul, sondern die gesamte Süper Lig. Es ist ein Topspiel zu erwarten und so bleibt zu hoffen, dass beide Trainer auf ihre besten Spieler zurückgreifen können. Bei Fenerbahçe steht dahinter zwar noch ein großes Fragezeichen, auch ohne Gustavo und Tisserand wird man dem ewigen Rivalen allerdings einen harten Kampf liefern. Die Vorfreude ist also mehr als berechtigt.

Foto: Ozan Kose/AFP via Getty Images