Wie nötig hätte Fernando Muslera einen Urlaub vertragen können? Diese Frage muss sich der bei der Copa America für Uruguay spielende und direkt im Anschluss bei Galatasaray ins Training startende Torwart nach fatalen Auftritten nun selbst stellen. Aber auch der Klub hätte Eingreifen können, wenn nicht sogar müssen.

In seinen mehr als zehn Jahren bei Galatasaray hat sich Fernando Muslera selten etwas zu schulden kommen lassen. Bei Fans wie Experten gilt der Schlussmann mittlerweile als Klub-Ikone und für die türkische Süper Lig eigentlich zu gut. Unzählige Male hat der Uruguayer mit teils spektakulären Paraden vor Niederlagen bewahrt und sie damit zu Titeln geführt. Aktuell ist Muslera aber das Sinnbild von Galatasarays Erfolgslosigkeit und hat in den ersten drei Pflichtspielen in dieser Saison vier Gegentreffer und eine Rote Karte zu verantworten.

Egal ob beim missratenem Wegspitzeln des Balles gegen Zahavi oder der unglücklichen Kopfball-Bogenlampe von Götze in den PSV-Spielen oder nun der neuerliche Aussetzer gegen St. Johnstone, der einen Elfmeter samt Platzverweis kostete – Muslera wirkt in diesen Wochen nicht fit, unkonzentriert; um nicht zu sagen völlig neben sich. Berechtigte Zweifel werden laut, ob es tatsächlich so gut war, dass Muslera auf seinen Sommer-Urlaub verzichtet hat, um möglichst schnell wieder für Galatasaray das Tor hüten zu können.

Saisonende, Copa America, Vorbereitung: Muslera non-stop im Einsatz

Mit nur wenigen freien Tagen dazwischen ging es für Muslera Ende Mai nach Saisonende zur uruguayischen Nationalmannschaft, die sich für die anstehende Copa America vorbereitete. Dort verweilte der Kapitän der "Celeste" bis in die zweite Juli-Woche hinein, um dann direkt in die Saison-Vorbereitung bei Galatasaray zu starten. Auf den rund drei- bis vierwöchigen Urlaub, der ihm zugestanden hätte, verzichtete er. Eine zweifellos ehrenhafter Entscheidung, stellte er sich doch so in die Dienste des türkischen Klubs, der zu dieser Zeit über die schnelle Verpflichtung eines erfahrenen Tormann nachdachte – jedoch auch eine mit nun drastischen Folgen. Galatasaray, das aktuell mehr denn je auf einen sicheren Rückhalt angewiesen ist, hat nun einen ausgelaugten, nicht fitten und nach der Roten Karte im St. Johnstone-Spiel sogar gesperrten Muslera. Insofern muss sich auch die Klubführung ankreiden, seinem Torwart nicht zu notwendige Ruhezeit verordnet zu haben.

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