Wie im Hinspiel vor zwei Wochen zeigte Galatasaray auch auswärts gegen den FC Bayern eine mehr als anständige Leistung, schnupperte lange an einem Punktgewinn in München, bis Harry Kane die türkischen Träume mit einem späten Doppelpack platzen ließ. Am Ende mussten sich die "Löwen" mit 1:2 geschlagen geben. Der Anschlusstreffer von Cedric Bakambu kam zu spät.

Vorab musste Galatasaray um den Einsatz von Fernando Muslera bangen, der sich im Ligaspiel gegen Kasımpaşa am vergangenen Wochenende eine Ellenbogenverletzung zugezogen hatte. Widererwartend wurde der uruguayische Schlussmann fit für das Auswärtsspiel in München und stand ebenso in der Startelf wie der erneut fitgespritzte Mauro Icardi. Die Bayern starteten indes wie beim 4:0-Kantersieg in Dortmund – mit der Ausnahme, dass der dort noch rotgesperrte Kimmich in die erste Elf zurückkehrte.

Dass Muslera das Tor hüten konnte, sollte sich für Galatasaray früh auszeichnen. Sowohl bei einem ersten Kane-Knaller aus 20 Metern (5.) als auch bei einem versuchten Dribbling von Musiala (14.) zeigte der GS-Keeper seine Reaktionsschnelligkeit auf der Linie sowie seine Qualität im Eins-gegen-Eins. "Cim Bom", das in der Münchner Allianz Arena von schätzungsweise 15.000 frenetischen Fans unterstützt wurde, schaffte es in den ersten 20 Minuten durchaus oft, das Mittelfeld mit schnellen Kombinationen und Läufen zu überbrücken – echte Chancen sprangen dabei aber nicht heraus. Ganz anders bei den Bayern, die ab Mitte der ersten Hälfte die Schlagzahl erhöhten. Sowohl bei Sanes Schuss von der Strafraumkante (22.) als auch bei Musialas Drehschuss (30.) hatte Galatasaray mangels fehlender Präzision etwas Glück. Dann klärte Muslera gegen den frei durch gewesenen Musiala, der nur links oder rechts hätte ablegen müssen, mit der Brust (33.). Unmittelbar vor der Pause dann plötzlich die Doppelchance für die Türken: Zunächst scheiterte Icardi nach tiefem Lauf aus spitzem Winkel an Neuer, dann traf Zaha beim Nachschuss den Ball nicht richtig (44.). Torlos ging es letztlich in die Halbzeit.

Galatasaray schnuppert am Punktgewinn – doch dann bricht Kane den Bann

Galatasaray startete den zweiten Durchgang personell unverändert, beim FC Bayern spielte inzwischen Müller für Musiala, der verletzt vom Feld musste. Unverändert auch das Chancenplus der Münchner. Nach einer Coman-Flanke verlängerte Goretzka per Hinterkopf zu Kane, der aus kurzer Distanz am linken Pfosten scheiterte (53.). Nach 62 Minuten zappelte der Ball dann im Bayern-Tor. Torreira traf aus 13 Metern, Vorbereiter Icardi, der aus der Zentrale steil geschickt wurde, stand zuvor aber im Abseits. Mit fortschreitender Spielzeit wurde bemerkbar, dass die "Löwen" an die Sensation glaubten – zumindest die zu Tausenden Anhänger auf den Rängen, die die Kulisse zeitweise in ein Heimspiel von Galatasaray verwandelten.

Doch zehn Minuten vor dem Ende verstummten diese Gesänge. Nach einer Freistoß-Flanke von Kimmich köpfte Kane (81.) ins linke Toreck ein. Erst ging die Abseitsfahne hoch, nach VAR-Check zählte der Treffer dann aber doch. So wie es im Hinspiel der 2:1-Führungstreffer durch Musiala war, erwies sich dieser späte Schock trotz aufopferungsvoller Leistung als Wirkungstreffer. Nur wenige Minuten später sorgte abermals Kane (85.) nach Vorabreit von Tel durch die Beine von Boey für die Entscheidung. Vermeintlich. Denn nach einem Steilpass von Oliviera war Bakambu plötzlich frei durch und blieb auch gegen Neuer cool (90.+4). Mehr als ein kurzes Hoffen war es dann aber nicht. Nach 97 Minuten musste sich Galatasaray knapp geschlagen geben.

Mit der Niederlage rutscht Galatasaray in der Tabelle auf Rang 3 ab. Neuer Zweiter ist Kopenhagen, das im Parallelspiel überraschend gegen Manchester United gewinnen konnte. Als nächstes trifft "Cim Bom" dann am 29. November zu Hause auf die Red Devils.

Foto: Michaele Rehle / Getty Images