Derbyzeit in Istanbul! Nach einer erneuten Länderspielpause blickten die Fans in der Türkei an den Bosporus, wo mit dem Tabellenvierten Galatsaray und dem Siebten Fenerbahçe zwei aktuell eher strauchelnde Schwergewichte aufeinandertrafen. In einem äußerst heißblütigen Spiel mit zwei Platzverweisen entschied am Ende der eingewechselte Crespo die Partie für Gelb-Marineblau.
Die Gastgeber verzichteten auf große Überraschungen und schickten die erwartete Startelf ins Rennen: Muslera, Yedlin, Nelsson, Marcão, Van Aanholt, Kutlu, Cicâldău, Feghouli, Moruțan, Aktürkoğlu und Dervişoğlu sollten für drei gelb-rote Punkte sorgen.
Trainer Pereira sorgte auf der anderen Seite schon für ein paar Überraschungen, die allerdings zumindest teilweise auch auf Ausfälle zurückzuführen waren. Özer, Kadıoğlu, Tisserand, Kim, Novák, Sosa, Yandaş, Zajc, Kahveci, Özil und Berisha hießen die Akteure, die den ersten Ligasieg seit vier Spieltagen ermöglichen sollten. Zumindest auf dem Papier bedeutete dies eine Abkehr vom lange unantastbaren 3-4-3 zugunsten einer herkömmlichen Viererkette.
Bis zur ersten richtig guten Chance dauerte es nur knapp zehn Minuten, dann scheiterte der relativ freie Feghouli mit einem satten Schuss allerdings an Özer. Beide Teams verzichteten allerdings komplett auf eine Abtast-Phase und gaben von Beginn an Vollgas. Beim 1:0 zeigte sich dann, dass Fenerbahçes neue Taktik noch nicht vollends verinnerlicht wurde. Nach einem Ballverlust waren zunächst die rechte Abwehrseite und dann das Zentrum völlig entblößt, so dass Aktürkoğlu nach einem perfekten Konter nur noch überlegt einschieben musste (16.). Fenerbahçe brauchte zwar einige Minuten, um sich zu sammeln, dann allerdings schlugen die "Kanarienvögel" sehenswert zurück: Kahveci eroberte den Ball nach Freistoß Galatasaray tief in der eigenen Hälfte, schaltete blitzschnell und schickte Kapitän Özil, der in vollem Tempo auf Muslera zustürmte und eiskalt abschloss (31.). Auch nach VAR-Überprüfung hatte der Treffer Bestand, da der Weltmeister gefühlte Millimeter vor der Mittellinie gestartet war. Spätestens jetzt war Derby-Temperatur erreicht. Fans warfen reihenweise Gegenstände auf das Spielfeld und auch die erste Rudelbildung ließ nicht lange auf sich warten. Gleich vier Gelbe Karten – für beide Torhüter und Marcão sowie Yandaş – waren die Folge. Großchancen blieben in der Folge aus, lediglich eine weitere Verwarnung für Fatih Terim sorgte noch für Aufregung. So blieb es nach zwei perfekten Kontertoren zur Pause beim 1:1.
Spannung bis zum Schluss
Beide Teams kamen unverändert aus der Kabine und legten ähnlich engagiert los wie über weite Teile der ersten 45 Minuten. Für das erste Highlight sorgte Verteidiger Kim, der den Ball vor dem einschussbereiten Dervişoğlu wegspitzelte. Das Spiel war auch weiterhin weitestgehend ausgeglichen und beiden Teams war anzumerken, dass ein Unentschieden nicht genug war. Terim brachte mit Diagne und Antalyalı die ersten frischen Kräfte, Pereira konterte einige Minuten später mit Crespo und Osayi-Samuel. Das Niveau des ersten Durchgangs konnte nun allerdings nicht mehr erreicht werden.
Die größeren Chancen gab es nun zwar auf Seiten der Hausherren, Özer, Kim oder Tisserand hielten den eigenen Kasten allerdings dicht. Knapp zehn Minuten vor dem Ende wurden die Karten dann aber neu gemischt. Der bereits verwarnte Tisserand stieg Aktürkoğlu auf den Fuß und wurde mit Gelb-Rot vom Platz geschickt. Neben dem Platzverweis gab es natürlich auch Freistoß und diesen servierte van Aanholt perfekt auf den Kopf von Diagne, der sich gut absetzte und unhaltbar einnickte. Erneut schaltete sich allerdings der VAR ein, da der vermeintliche Torschütze Berisha vorher zu Fall gebracht worden war. Schiedsrichter Meler sah sich die Aufnahmen an und nahm den Treffer zurück. Die glückliche, wenn auch nicht falsche Entscheidung für die Gäste.
Nun drückte Galatasaray endgültig auf die Führung, scheiterte aber auch an der eigenen Chancenverwertung. Doch es kam noch schlimmer: Bei einem der wenigen Entlastungsangriffe kam der Ball zu Crespo, der Joker nahm sich ein Herz, zog ab und traf über den Innenpfosten die "Löwen" mitten ins Herz (90.+4). Natürlich bekam auch Fatih Terim noch einen Platzverweis, da er höhnisch applaudierte. Dann war das Spiel nach über 100 Minuten vorbei und die Gäste jubelten ausgelassen und von der Polizei geschützt.