Erst war jeder praktisch jeder Schuss auch aufgrund Uğurcan Çakır ein Gegentreffer, dann fiel die türkische Mannschaft in sich zusammen. Am Ende erlebte die Türkei beim Gastspiel in Wien gegen Österreich eine 1:6-Lehrstunde in Sachen Effektivität. Für die "Milli Takım" traf einzig Çalhanoğlu zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Türkei-Trainer Vincenzo Montella hatte am Montag bei der Pressekonferenz bereits angedeutet, umfassend rotieren zu wollen. In der Praxis sah die Startelf gegen Österreich dann so aus, dass lediglich Çalhanoğlu und Yıldız aus der Anfangsformation gegen Ungarn verblieben. Der Juve-Stürmer startete diesmal aber als alleinige Spitze, der Spielmacher von Inter derweil zurückgezogener als Teil einer Doppelsechs neben Dortmunds Özcan.
Schlager schlägt nach 103 Sekunden zu
Im vorangegangenen Testspiel gegen die Slowakei (2:0) machte Österreich mit einem Blitztreffer nach gerade einmal sechs (!) Sekunden auf sich aufmerksam. Die Türkei hielt gegen sofort aggressiv angreifende Österreicher länger durch, aber auch nicht viel länger. Nach gestoppten 103 Sekunden musste Türkei-Torwart Çakır das erste Mal hinter sich greifen, nachdem Baumgartner in Folge eines hohen Ballgewinns zunächst noch am Rückhalt von Trabzonspor scheiterte, Schlager den Abpraller aber verwertete. Die "Milli Takım" hatte dem österreichischen Angriffspressing auch in der Folge zunächst wenig entgegenzusetzen, kämpfte sich aber in die Partie. Und hatte dann auch etwas Glück: Bei einem Abschluss von Yıldız bekam Mwene die Hand an den Ball – Schiedsrichter Chiffi entschied nach Sichtung der VAR-Bilder auf Elfmeter. Çalhanoğlu (25.) stellte sich der Verantwortung und drosch das Leder humorlos mittig in die Maschen, was gleichzeitig der erste Gegentreffer für Österreich nach zuvor vier Zu-Null-Spielen in Serie war.
Kurzer Schrecken um Çalhanoğlu – Gregoritsch für erneute ÖFB-Führung
Minutenspäter dann eine kurze Schrecksunde als Çalhanoğlu vom eigenen Mitspieler am Hals abgeschossen wurde, auf dem Feld auch behandelt werden musste, kurze Zeit später aber weiterspielen konnte (34.). Die Türkei war in dieser Endphase der ersten Halbzeit das bessere Team, erlangte immer mehr Spielkontrolle – und geriet dann abermals in Rückstand. Seiwald erarbeitete den Ball einmal mehr mittels aggressivem Pressings, über Schlager gelangte das Leder zu Gregoritsch, der aus der Distanz abzieht und zur erneuten Führung für Österreich traf. An dem Treffer hatte jedoch auch Keeper Çakır seine Mitschuld, denn der Schuss war mehr als nur haltbar (45.). Mit dem 1:2 aus türkischer Sicht ging es dann in die Pause.
Türkei fällt nach schnell in sich zusammen
Der Start der zweiten Hälfte verlief dann wie der Spielbeginn: mit einem schnellen Österreicher Tor. Gregoritsch köpfte eine Schmid-Ecke unbedrängt zum 3:1 ins Tor – Cakir, der die Hand noch an den Ball bekam, aber nicht mehr parieren konnte, sah dabei wieder unglücklich aus. Bis zu diesem Zeitpunkt war der türkische Rückstand durchaus als unglücklich zu betiteln. Fortan verlor die Montella-Elf aber jeglichen Zugriff und war dem Gegner hoffnungslos unterlegen. Schmids (53.) Schussversuch auf die lange Ecke wurde noch abgelenkt, nach einem Foul von Ayhan an Laimer sprach Schiedsrichter Chiffi dann auch den Gastgebern einen Elfmeter zu. Gregoritsch (57.) verwandelte sicher und erzielte so seinen dritten Treffer des Abends. Unmittelbar danach folgte beinahe der vierte Streich, hätte Çakır (58.) mit einer Parade nicht noch interveniert.
Tor zurückgenommen, Elfmeter auf der Gegenseite, 1:5
Nach einer Stunde brachte Montella mit Kökçü, Akgün und Yılmaz drei Neue, vom mittlerweile hohen 1:4-Rückstand erholte man sich aber nur schwer. Einzig Güler setzte (65.) zu einem sehenswerten Fallrückzieher an. Dass für die Türkei an diesem Abend so gut wie alles schief lief, zeigte dann die Entstehung zum 1:5. Zunächst fiel Posch im Sechzehner der Türken nach einem Zusammenprall mit Özkacar, im Konter dann aber zunächst das vermeintliche 4:2 von Yılmaz. In den Jubel hinein meldete sich jedoch der VAR und nach On-Field-Review von Schiri Chiffi wurde das Tor zurückgenommen und stattdessen auf Elfmeter für Österreich entschieden. Den Strafstoß verwandelte diesmal dann Baumgartner sicher. Und in der fünften Minute der Nachspielzeit machte das ÖFB-Team durch den Treffer des eingewechselten Entrup zum 6:1-Endstand das halbe Dutzend voll.
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