Die Umsatzeinbußen aufgrund der Corona-Pandemie zwingen die Verantwortlichen zu einer Zurückhaltung auf dem Transfermarkt. Dennoch sorgen jüngste Aussagen des Sportvorstands Hasan Salihamidžić bezüglich der sportlichen Konkurrenz für Fragen. Ist die Konkurrenz wirklich enteilt oder macht sich der Rekordmeister kleiner als er tatsächlich ist? Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Arben Hoti. 

Wenn man über die großen Bayern spricht, so wären wohl die meisten deutschen, aber auch internationalen Vereine, froh, finanziell betrachtet jahrzehntelang ähnlich solide, nachhaltig und erfolgreich unterwegs zu sein wie der Rekordmeister. Da die Bayern, im Vergleich zu vielen Vereinen im Ausland, keinen Investor oder Oligarchen hinter sich haben, muss man erhobenen Hauptes den Hut davor zu ziehen, was die Münchner in den letzten Jahrzehnten national, aber allen voran auch auf der internationalen Bühne im Konzert der Großen alles geleistet haben. Mit diesen Tatsachen im Hinterkopf trat man als Rekordmeister auch mit dem entsprechenden Selbstbewusstsein über die eigene Stärke auch in der Öffentlichkeit auf, was für den ein oder anderen deutschen Fußballfan mit Arroganz oder Überheblichkeit assoziiert wurde. Umso überraschender erscheinen nun die aktuellen Entwicklungen an der Säbener Straße, die den FC Bayern von einer ganz anderen, bisher nicht zu beobachtenden Seite zeigen. Mehrfach wurde bereits betont, dass man in dieser Saison tiefer stapeln müsse und nicht die großen Transfers tätigen werde. Jüngste Aussagen des Sportvorstands Hasan Salihamidžić bei der Vorstellungs-PK der Neuzugänge Upamecano und Richards werfen bei vielen Bayern-Anhängern Fragen auf. Fast schon resigniert beklagte sich der Sportvorstand darüber, dass es aktuell nicht einfach sei, wenn man sieht, was andere Mannschaft in Europa investieren. Bei den kursierenden Ablösesummen bei Haaland und Co. hätten die Bayern nichts entgegenzusetzen. Doch sind die Bayern tatsächlich so machtlos wie die Verantwortlichen es ausdrücken? Die Statistiken aus den letzten Jahren, auch die Transfersummen in diesem Jahr, sprechen eine andere Sprache.

Platz vier im Transfer-Ranking

Vergleicht man die tatsächlichen Transfersaldi der vergangenen Jahre, aber auch in der aktuellen Transferperiode, so lässt sich sehr schnell erkennen, dass die Bayern ganz vorne im Ranking stehen. Mit einem Transfersaldo von 43 Millionen Euro stehen die Münchner in dieser Transferperiode hinter Paris SG, AC Mailand und Leicester City auf Platz vier – und das in einer Saison, in der man angesichts der großen Umsatzeinbußen sparen muss. Die Ablöse für Trainer Nagelsmann in Höhe von 25 Millionen Euro ist hier nicht einbezogen, was den Rekordmeister gar auf den zweiten Platz katapultieren würde. Da der Transfermarkt noch nicht wirklich angelaufen ist, werden die Bayern im Ranking noch abrutschen, sofern man nicht weiter aktiv wird am Markt. In den vergangenen fünf Sommertransferperioden erzielten die Münchner im Schnitt ein Transferminus von circa 34 Millionen Euro. Die Corona-Pandemie hat das Transferverhalten somit kaum beeinflusst. Dass Gerüchte um einen 175-Millionen-Deal mit Haaland auch die Bayern-Verantwortlichen nicht kalt lassen, dürfte keine Überraschung sein. Hierbei muss noch angemerkt werden, dass Gerüchte über Mega-Deals im dreistelligen Millionenbereich von hochverschuldeten europäischen Vereinen in einer Pandemie-Zeit höchst kritisch zu hinterfragen sind, weshalb deren Realisierung kaum vorstellbar ist. Aus den Aussagen des Sportvorstands lässt sich fast schon eine Kapitulation ableiten, was definitiv zu weit gegriffen wäre. Sportlich zeigten die Münchner vor allem in der Sextuple-Saison, die noch nicht lange her ist, dass man sich keinesfalls verstecken muss. Enteilt ist die Konkurrenz keinesfalls, auch wenn der ein oder andere Verein über größere finanzielle Möglichkeiten verfügen mag. Der Rekordmeister wird auch in der kommenden Saison sowohl national als auch international oben mitspielen, unabhängig davon, welche Aussagen die Verantwortlichen im Hinblick auf die Konkurrenz treffen. 

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