Er war längst abgeschrieben und galt, wann immer er spielte, als Sicherheitsrisiko. Dass sich Jérome Boateng wieder so sehr stabilisieren würde, hätten wohl nur die wenigsten für möglich gehalten. Mittlerweile hat der schon ausgemusterte Innenverteidiger wieder eine absolute Topform erreicht und damit Rekordeinkauf Lucas Hernández verdrängt. Wieso erlebt der 31-Jährige nun seinen zweiten Frühling, ähnlich wie auch Thomas Müller?
Weder sportlich noch menschlich schien Jérome Boateng eine Zukunft beim FC Bayern zu haben. Unvergessen ist sein Verhalten in der vergangenen Saison, als er sowohl das Bankett nach dem Titelgewinn wie auch die anschließende Meisterfeier mit den Fans schwänzte. Nachdem es auch leistungstechnisch so gar nicht mehr stimmte, legte ihm Uli Hoeneß einen Vereinswechsel nahe. Boateng wollte wechseln, doch die Bayern legten ihr Veto ein. Nicht aber auf Grund seiner Leistungen, sondern weil der Kader schlichtweg zu klein war. Plötzlich verletzten sich Niklas Süle und Lucas Hernández schwer. Auf einmal musste Boateng einspringen, da kein anderer Innenverteidiger mehr verfügbar war.
Wiedergeburt im Doppelpack
Die ersten Einsätze waren mitunter etwas wackelig, doch auf einmal konnte man dabei zusehen, wie Boateng von Spiel zu Spiel stärker wurde. Seit Wochen bildet er die Abwehrzentrale mit David Alaba, an Hernández und Süle denkt niemand mehr. Zweikampfverhalten, Pass- und Stellungsspiel sind wieder so gut wie in seinen besten Zeiten, als er als einer der besten Verteidiger der Welt galt. Damit eifert Boateng seinem Teamkollegen Thomas Müller nach. Beide wurden vor einem Jahr aus der Nationalmannschaft geworfen, die Karrieren schienen sich dem Ende zuzuneigen. Genau das hat die beiden Weltmeister offenbar beflügelt. Mit solchen Leistungen wären sie eigentlich auch weiterhin im Kreise der Nationalelf dabei. Nun aber kommt es nur dem FC Bayern zu Gute, dass sie ihre wiedergefundene Form halten können.
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