Mittlerweile wird seit Wochen über einen Transfer Emre Cans zu Borussia Dortmund spekuliert. Dieser Wechsel zurück in die Bundesliga wäre eine kluge Entscheidung für alle Beteiligten. Eine Analyse von LIGABlatt-Redakteur Benjamin Bruns.
Im Moment reden in und um Dortmund alle über Erling Haaland. Nicht zu Unrecht natürlich, schließlich schien der Auftritt des 19-Jährigen die Schwarz-Gelben gleichzeitig zu wecken und zu retten und könnte der entscheidende Impuls in Richtung Titelrennen gewesen sein. 5:3 nach einem 1:3 Rückstand gegen einen unangenehmen Gegner durch die ersten drei Tore des Norwegers. Da darf man feiern, keine Frage. Trotzdem ist es wohl keine allzu steile These, wenn man darauf hinweist, dass die Tore des Neuzugangs alleine nicht für die Meisterschaft reichen werden. Dortmund hat nach Leipzig und Bayern die drittmeisten Tore in der Liga erzielt, wackelt gleichzeitig allerdings oftmals bedenklich in der Defensive. Die Schuld hierfür liegt mitnichten ausschließlich an der Abwehrreihe, sondern häufig deutlich weiter vorn. Nicht umsonst kritisierte Lucien Favre nach der 0:2 Testspielschlappe gegen Mainz die „lächerlichen Ballverluste“ seiner Mannschaft. Trotzdem führte ein solcher auch gegen Augsburg zum Rückstand.
Balance zwischen Defensive und Offensive
Der BVB ist äußerst offensiv aufgestellt. Die beiden Außenverteidiger Guerreiro und Hakimi schalten sich immer wieder (durchaus erfolgreich) ins Angriffsspiel ein und auch die aktuelle Doppelsechs Witsel und Brandt brilliert vornehmlich im Spiel nach vorne. Das kann natürlich funktionieren, ist aktuell aber auch beinahe alternativlos. Weigl ist weg, Delaney verletzt, Raschl unerfahren und Dahoud auch eher Achter als Abräumer. Hier käme Can ins Spiel. Der 26-Jährige kann defensiv alle Positionen bekleiden, wäre beim BVB aber die ideale Lösung, um Witsel und der Kreativabteilung den Rücken freizuhalten. Der Nationalspieler ist ein unermüdlicher Arbeiter zwischen den Strafräumen, schaltet sich bei Angriffen ein und sichert nach hinten ab. Dazu wäre er eine (weitere) Antwort auf die – natürlich völlig inflationär gestellte – „Mentalitätsfrage". Der gebürtige Frankfurter ist mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein gesegnet und vermag es, eine Mannschaft auch mal mitzureißen.
Win-Win-Win-Win-Situation
Bei Juventus steht Can nach wie vor auf dem Abstellgleis. War er in der Hinrunde schon nicht für die Champions League gemeldet, kommt er auch im neuen Jahr trotz Khediras Verletzung nur auf magere sieben Minuten Spielzeit. Viel zu wenig für seine Ansprüche und auch viel zu wenig für Joachim Löw, der ausschließlich Stammspieler mit zur EM nehmen möchte. Von einem Wechsel zum BVB würden daher (von außen betrachtet) alle Beteiligten profitieren: der Spieler dürfte national und international auf Einsatzzeiten kommen, der BVB bekäme einen Mann für die Balance zwischen Defensive und Offensive, Juventus würde sich über eine Ablöse freuen und der Bundestrainer hätte einen erfahrenen Allrounder für die EM.
Foto: Maja Hitij / Getty Images
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