Die neue Saison hat noch nicht einmal begonnen, schon wird wieder über die Unparteiischen und den Videobeweis diskutiert. Im ersten Pflichtspiel der Saison erhitzte eine vermeintliche Tätlichkeit die Gemüter. Wird sich auch zur neuen Spielzeit nichts ändern? Erleben wir einen ähnlich hohen Diskussionsbedarf wie zuletzt? Ein Kommentar.
Dortmund gegen Bayern, Supercup, der BVB führt mit 2:0. Das Spiel ist gut zehn Minuten vor dem Ende so gut wie entschieden, denn die Münchner greifen nur noch sporadisch an. Als sich der Ball im Seitenaus befindet, geraten Joshua Kimmich und Jadon Sancho aneinander. Kimmich möchte sich den Ball schnappen und steigt dem Dortmunder dabei auf den Fuß. Sancho geht zu Boden, das Stadion fordert einen Platzverweis. Für Schiedsrichter Daniel Siebert war die Szene lediglich Anlass zum Zeigen einer gelben Karte. Da es auch im Supercup den Videoassistenten gibt, rief man Köln. Robert Schröder bestätigte die Meinung von Siebert und es blieb bei der gelben Karte. Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich räumte einen Fehler in der Bewertung ein. "Video-Assistent Robert Schröder ist im formalen Ablaufprozess ein Fehler unterlaufen. Er hätte Schiedsrichter Daniel Siebert zu einer eigenen Bewertung in die Review-Area schicken müssen, da dieser auf dem Platz keine klare Wahrnehmung von der Szene hatte. Stattdessen hat er mit seinem Team im Video-Keller die Situation fälschlicherweise selbst mit einer Gelben Karte bewertet."
Ärger auch in Liga Zwei
Wieso aber beurteilten Siebert und Schröder die Szene nur als gelbwürdig? Fröhlich gab zu, dass hier eher eine Fehlentscheidung vorlag. "Wer einem Gegenspieler in einer Spielunterbrechung so auf den Fuß tritt, muss regeltechnisch eine Rote Karte bekommen." Übeltäter Kimmich kann die große Aufregung nicht nachvollziehen. Er habe nie die Absicht gehabt, Sancho zu verletzen und wollte lediglich einen schnellen Einwurf ausführen. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc widersprach Kimmich vehement. "Das ist eine glasklare Rote Karte. Der Ball war im Aus, das Spiel war unterbrochen. Dann war es eine deutliche Tätlichkeit von Joshua Kimmich." In der vergangenen Saison diskutierte die ganze Liga über den Einsatz des VAR. Niemand wusste, wann er einschreitet, wann ein Schiedsrichter selbst die Szene überprüfen soll oder wann Platzverweise ausgesprochen werden. Obwohl die Zweitligasaison erst zwei Wochen alt ist, gab es auch hier bereits viel Ärger und Diskussion um so manche Entscheidung. Trotzdem, so Videobeweis-Projektleiter Jochen Drees, darf die Szene aus Dortmund nicht überbewertet werden. "So dramatisch sehe ich den Rückschlag nicht. Der Anspruch, keine Fehler zu machen, ist mit Menschen nicht auszuschließen. Es ist leider in der Aufregung eines wichtigen Spiels passiert und daran wollen und müssen wir für die Zukunft weiter arbeiten." Am 16. August beginnt die neue Saison in der Bundesliga. Bis es zur ersten großen Diskussion rund um den VAR kommt, dürfte es also nicht mehr lange dauern.
Foto: Martin Rose/Getty Images