Am Sonntagabend erkämpfte sich Deutschland ein leistungsgerechtes 1:1-Unentschieden gegen Spanien. Damit kann die DFB-Auswahl den Einzug ins Achtelfinale nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, hat jedoch nach wie vor realistische Chancen auf ein Weiterkommen. Gewinnt das Team von Bundestrainer Hansi Flick gegen Costa Rica, darf Deutschland bei einer Niederlage von Japan gegen Spanien feiern. Zudem könnte die deutsche Nationalmannschaft – je nach Torverhältnis – unter Umständen auch bei einem Unentschieden Japans gegen Spanien in die K.o.-Runde einziehen.
Im Vergleich zur Auftaktniederlage gegen Japan rotierten Kai Havertz und Nico Schlotterbeck aus der Startelf, stattdessen durften Leon Goretzka und Thilo Kehrer von Anfang an ran. Hansi Flick entschied sich für eine 4-2-3-1-Formation, deren defensiver Part sich aus Torwart Neuer sowie einer Viererkette aus Raum, Rüdiger, Süle und Kehrer zusammensetzte. Auf der Doppelsechs agierten Kimmich und Goretzka, im offensiven Mittelfeld begann Gündoğan. Für Tempo und Kreativität auf den beiden Flügeln sorgten Musiala sowie Gnabry, während Müller im Sturm den Zuschlag erhielt.
Irreguläres Rüdiger-Tor
Durch den überraschenden 1:0-Erfolg von Costa Rica gegen Japan am Sonntagvormittag war bereits vor Anpfiff klar, dass Deutschland selbst bei einer Niederlage gegen die Iberer noch Chancen auf das Weiterkommen haben würde. Das erste laute Ausrufezeichen der Partie setzten die Spanier, die in der 7. Minute durch schnelles Kombinationsspiel an der gegnerischen Strafraumgrenze zu überzeugen wussten. Den daraus resultierenden Abschluss von RB Leipzigs Olmo konnte Kapitän Neuer mit einem starken Reflex gerade noch so an die Latte lenken. Erwartungsgemäß war die Mannschaft von Luis Enrique um viel Ballbesitz bemüht, Deutschland hielt von Beginn an aggressiv dagegen und zeigte sich taktisch diszipliniert. Mit dem Ball am Fuß hingegen unterliefen den Flick-Schützlingen in der Anfangsviertelstunde zu viele Ungenauigkeiten. Spanien war unterdessen klarer in seinen Aktionen und kam durch einen Distanzschuss von Linksverteidiger Jordi Alba zu einer weiteren guten Möglichkeit (22.). Beinahe 25 Minuten dauerte es, bis das DFB-Team erstmals Torgefahr ausstrahlte durch Gnabry, der nach schönem Haken den spanischen Kasten nur knapp verfehlte. In der Schlussphase des ersten Durchgangs köpfte Rüdiger nach Kimmich-Freistoß mutterseelenallein zur vermeintlichen Führung für Deutschland ein (40.) – allerdings stand der Innenverteidiger von Real Madrid dabei im Abseits, weshalb der Treffer nicht zählte. Folgerichtig pfiff der niederländische Unparteiische Makkelie beim Stand von 0:0 zur Halbzeit.
Füllkrug mit der späten Erlösung
Nach der Pause brauchten beide Kontrahenten kaum Anlaufzeit, um wieder mit derselben Intensität zu Werke gehen wie in der ersten Hälfte. Deutschland wirkte bissig und schien durchaus an die eigene Chance zu glauben, während Spanien nach der 7:0-Gala gegen Costa Rica ohnehin vor Selbstvertrauen strotzte, sich spielerisch in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff aber etwas schwer tat. So kam es nicht ganz aus dem Nichts, dass Kimmich auf einen hohen deutschen Ballgewinn folgend das 1:0 auf dem Fuß hatte (57.). Spaniens Schlussmann Simón behielt jedoch die Oberhand. Generell hatte Deutschland in dieser Phase Oberwasser, ohne sich dabei viele Chancen herauszuspielen. Wie so oft im Fußball passierte dann aber das Gegenteil dessen, was der zwischenzeitliche Spielverlauf angekündigt hatte: Süle verlor den eingewechselten Morata im Strafraum aus den Augen, der nach Hereingabe von Jordi Alba über links in bester Stürmer-Manier eiskalt zum 1:0 für Spanien traf (62.). Danach schaltete die Begegnung etwas in den Leerlauf, bevor sich Hansi Flick 20 Minuten vor Schluss von einem Dreifachwechsel neue Impulse erhoffte. Für Gündoğan, Müller und Kehrer war der Abend vorzeitig beendet, für das Trio betraten Sané, Füllkrug und Klostermann den Rasen. Kurz darauf bot sich Musiala die Riesenchance auf den Ausgleich (73.), als sich der 19-Jährige in bester Position vor Simón wiederfand. Anstatt auf den mitgelaufenen Füllkrug querzulegen, scheiterte das Supertalent mit einem zu unplatzierten Abschluss am Torwart von Athletic Bilbao. In der 83. Minute durfte der Weltmeister von 2014 dann endlich jubeln: Mit etwas Glück gelangte der Ball im Strafraum zu Füllkrug, der den Ball unwiderstehlich zum verdienten 1:1 ins Netz hämmerte. Weitere Großchancen blieben danach aus, sodass sich Deutschland und Spanien mit einem gerechten Remis trennten.
Das letzte und entscheidende Gruppenspiel gegen Costa Rica wird die DFB-Auswahl am kommenden Donnerstag erneut in der nordkatarischen Küstenstadt al-Chaur bestreiten. Anpfiff im al-Bayt-Stadion ist um 20.00 Uhr (MEZ).
Foto: Kirill Kudryavtsev / AFP via Getty Images