Bis zum 1. Juni will Fenerbahçe die eigene Trainerfrage beantwortet haben. Sportdirektor Emre Belözoğlu ist für die Suche nach einem neuen starken Mann verantwortlich, könnte sich allerdings auch selbst ins Amt hieven. Ein Anzeichen dafür war bereits die Entlassung von Ex-Coach Erol Bulut.
In dieser Woche versammelt Joachim Löw seine Nationalspieler um dann in die Vorbereitung für die ab 11. Juni anstehende Europameisterschaft zu starten. Dass sich "Jogi" im österreichischen Seefeld, wo das DFB-Team das erste Trainingslager vor der EM abhält, dabei auch nur eine Minute mit dem Gedanken Fenerbahçe und einem zukünftigen Engagement auseinandersetzt, darf eigentlich ausgeschlossen werden. Dennoch wird der deutsche Nationaltrainer bei den "Kanarienvögel" weiter als einer der prominenten Namen für den Trainerposten gehandelt – genauso wie Zlatko Dalic oder Lucien Favre. Ohne konkrete Namen zu kommentieren, erklärte Klub-Boss Ali Koç nun, dass man bis zum 1. Juni Gewissheit auf dem Posten haben möchte. Demnach würde also noch eine Woche bleiben, um die favorisierte Lösung – ein ausländischer Trainer mit großem Namen und internationaler Erfahrung – zu präsentieren. Die Erfolgschancen für dieses Vorhaben sind eher gering.
Hat Belözoğlu bei der Entlassung von Erol Bulut mitgeholfen?
Sportdirektor Emre Belözoğlu ist für diese Aufgabe hauptverantwortlich. Ob der 40-Jährige, der aufgrund seiner Spielerkarriere in Europa tatsächlich gute Kontakte hält, diesem Profil bei der Suche nach einem neuen Trainer aber tatsächlich nachkommt, darf bezweifelt werden. Viel mehr scheint sich in diesen Tagen der Eindruck zu verfestigen, dass sich Belözoğlu als Trainer selbst ins Amt bringen will. Bereits in der Endphase der abgelaufenen Saison leitete der ehemalige Mittelfeldspieler die Geschicke als Interimscoach von der Seitenlinie. Vereinsnahe Quellen berichten zudem, dass Belözoğlu bei der Entlassung von Ex-Trainer Erol Bulut – den er im Sommer übrigens selbst als favorisierte Lösung präsentiert hat – schon ordentlich mitwirkte, indem er immer wieder gegen seinen eigentlichen Kollegen arbeitete und auch intern viel mitreden wollte, wenn es um taktische oder mannschaftsbezogene Ausrichtungen ging.
Plant Emre Belözoğlu also die Alleinherrschaft beim Tabellendritten der abgelaufenen Süper-Lig-Spielzeit? Vorstellbar ist es, zumal die Klub-Ikone auch über eine ausreichende Lobby weiß, um selbst den steinreichen, aber nicht frei von jeder Kritik stehenden Ali Koç im Zweifel zu verdrängen. Die selbsternannte Einstellung als Trainer wäre für den Sportdirektor dann wohl noch die einfachste Aufgabe. Joachim Löw wird dem einmal mehr chaotischen Treiben aus der österreichischen Ferne zusehen. Eine Rückkehr nach Kadıköy nach über 20 Jahren kann ausgeschlossen werden.