Zwar blieb Fenerbahçe im ersten Pflichtspiel unter Vítor Pereira ohne Gegentor, die Dreierkette machte allerdings über weite Strecken des Spiels gegen Adana keinen sattelfesten Eindruck. Helfen sollen jetzt wohl ein Neuzugang und auf Strecke dann die Automatismen.

Novák, Szalai, Tisserand: beim Blick auf die Innenverteidigung zum Saisonauftakt dürfte kein Fan oder Experte die Augenbrauen hochgezogen haben. Genau diese drei Spieler hatten auch den letzten Teil der Vorbereitung bestritten und ihren neuen Trainer überzeugt. Als es dann allerdings ernst wurde und Aufsteiger Adana so überhaupt nicht wie ein Liga-Neuling agierte, geriet das vermeintliche Bollwerk schnell ins Schwimmen. Novák fand nie die richtige Mischung aus der neuen Rolle als Innenverteidiger und seiner Stammposition auf dem Flügel, Szalai kann seine Stärken links in der Kette deutlich besser ausspielen und Tisserand wurde häufig von Vordermann Osayi-Samuel alleine gelassen. Abhilfe schaffen könnten defensivere Schienenspieler, es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass Pereira bereit ist, die offensiven Stärken zu opfern. Stattdessen wird es in der Kette wohl noch personelle Änderungen geben. Bereits gegen Adana stellte der Coach zur Halbzeit um, brachte Serdar Aziz und schob Novák auf den Flügel. Aziz hatte die Vorbereitung wegen anhaltender Rückenprobleme verpasst und gilt auch nicht als Liebling des Trainers. In Adana fiel er allerdings zumindest nicht ab.

Rigoroses Stühlerücken

Beim Blick auf den aktuellen Kader hat Pereira theoretisch die Qual der Wahl, praktisch sind seine Optionen allerdings überschaubar. Zanka soll noch gehen, Sadık Çiftpınar, Mauricio Lemos und sogar Neuzugang Steven Caulker wurden aussortiert. Gerade die letztere Personalie wirft dabei einen verheerenden Blick auf die Kaderplanung einerseits und zeigt andererseits, wie rigoros der neue Trainer seine Pläne vorantreibt. Caulker passt nicht ideal zum neuen System und soll bereits jetzt wieder abgegeben werden. Daraus entsteht eine äußerst unangenehme Situation für den Spieler und auch für den Verein. Pereira hat gleichzeitig allerdings auch seinen Wunschspieler bekommen. Min-jae Kim war dem Trainer während seiner Zeit in China positiv aufgefallen und wird nun sehr wahrscheinlich in naher Zukunft in die Stammelf rücken. Aktuell scheint es wahrscheinlich, dass er direkt den Platz in der Mitte übernimmt. Szalai könnte dann endlich auf links rücken und Tisserand bliebe rechts. Nominell wäre die Besetzung sicherlich die stärkste. Defensiv wuchtig und nach vorne ebenfalls mit der ein oder anderen Idee – so stellt sich auch Pereira das vor. Damit das allerdings klappt, muss sich die neue Dreierkette möglichst schnell einspielen. Eine undankbare Aufgabe mitten im laufenden Betrieb.

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