Fenerbahçe hat im Sommer und im Winter ordentlich zugeschlagen und fast jede Position im Kader doppelt oder sogar dreifach besetzt. Lediglich für einen Spieler hat man keinen adäquaten Ersatz geholt – und dieser Tatsache zahlt man nun Tribut.

Es ist müßig zu überlegen, wie Fenerbahçe mit Luiz Gustavo im Derby und im Pokal abgeschnitten hätte. Fakt ist allerdings, dass der Brasilianer an allen Ecken und Enden fehlte und seine Verletzung zumindest mitverantwortlich für die beiden jüngsten Nackenschläge war. Der (vereinsintern) beste Spieler der bisherigen Saison ist schlicht nicht zu ersetzen. Das liegt natürlich an seinen beeindruckenden Fähigkeiten. Gustavo ist defensiv stark, strategisch wichtig und sogar offensiv ein großer Faktor. Nun war es nicht so, dass jedes Spiel mit dem Sechser überzeugend war, der 40-fache Nationalspieler war allerdings immer ein ordnendes und beruhigendes Element. Dann kam die Partie gegen Hatayspor und der Albtraum für die Gelb-Marineblauen trat ein: Gustavo verletzte sich am Knie, musste noch in der Halbzeit ausgewechselt werden und fällt seitdem aus. Jeden anderen Spieler im Kader, vielleicht mit Ausnahme von Altay Bayındır, könnte man besser ersetzen. Im Falle Gustavos bietet der Kader schlicht keine zufriedenstellende Ausweichmöglichkeit.

Offensive Klasse, defensive Ebbe

Natürlich muss man hier Ozan Tufan aus der Rechnung nehmen. Der 25-Jährige spielt ebenfalls eine großartige Saison, hat nochmal einen Sprung nach vorne gemacht und ist neben seinem brasilianischen Nebenmann ein Garant für die insgesamt bisher ordentliche Saison. Rückt man ihn allerdings in die Gustavo-Position beraubt man ihn einiger seiner Stärken. Was also tun? Den einzigen anderen einigermaßen defensiv denkenden Mittelfeldspieler, der Erol Bulut noch zur Verfügung stand, hat man mit Tolga Ciğerci abgegeben. Der 28-Jährige hatte keine Rolle mehr gespielt, Alternativen bietet der Kader allerdings auch nicht. José Sosa ist zwar ebenfalls ein strategischer Spieler, hat allerdings nicht Gustavos defensive Klasse. Ähnliches gilt für Mert Yandaş, der zwar ein unermüdlicher Arbeiter ist, allerdings weder die strategischen noch die defensiven Fähigkeiten seines Ersatzkapitäns mitbringt. Dazu kommt, dass beide Akteure nach wie vor in einem Leistungsloch stecken. Die restlichen Mittelfeldspieler sind sogar noch offensiver. Mit Özil, Pelkas und Kahveci verfügt man neben Yandaş über gleich drei weitere Spieler, die ihre Stärken hinter der Spitze haben und bei denen man sich fragt, wie sie jemals gemeinsam in einer Startelf stehen sollen, ohne die defensive Stabilität zu verlieren. Für jene wäre ein gesunder Gustavo so unglaublich wichtig. Fairerweise sollte man erwähnen, dass Spieler wie der Brasilianer schwer zu finden und dann entsprechend teuer sind. Trotzdem fehlt nun eben ein Ersatz für den Mann aus Pindamonhangaba. Sofern Erol Bulut keine Experimente wagt und einen positionsfremden Spieler wie zum Beispiel Kapitän Gökhan Gönül auf die Sechs stellt, bleiben Tufan, Sosa, Yandaş und die Hoffnung auf eine schnelle Genesung.