Mit dem Tor durch Nabil Dirar in der dritten Minute der Nachspielzeit gewann Fenerbahçe am Samstagabend das kleine Nachbarschaftsduell gegen Angstgegner Başakşehir. Der Marokkaner, der gegen den Vizemeister erneut als Linksverteidiger ran musste, war im Anschluss der umjubelte Held. Das war in der Vorbereitungsphase der Saison noch ganz anders.

Es läuft die 65. Spielminute in der Allianz Arena beim Spiel zwischen dem FC Bayern und Fenerbahçe: Beim Stand von 5:0 für den Gastgeber des Audi-Cups aus München misslingt Nabil Dirar an der Seitenlinie ein einfacher Pass an den eigenen Mitspieler. Ein kleiner – aber dennoch sehr gut hörbarer Block von Fenerbahçe-Anhängern – pfeift und stimmt Schmähgesänge gegen den marokkanischen Nationalspieler an. Dieser gibt Trainer Ersun Yanal das Zeichen sich auswechseln lassen zu wollen, spielt sogar demonstrativ den Ball ins Aus, winkt ab und ist den Tränen nahe. Der Ersatzkapitän, der in der ersten Halbzeit für den verletzten Hasan Ali Kaldırım eingewechselt wurde, hatte zuvor drei Tore verschuldet und wirkte auf der ungewohnten Linksverteidigerposition komplett desorientiert. Nach der denkwürdigen Schmach beim Test-Turnier des deutschen Rekordmeisters war eigentlich nicht daran zu denken, dass Dirar weiterhin auf dieser Position spielen würde.

Steh-Auf-Männchen Dirar

Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Weil Fenerbahçe weiterhin in der Abwehr personell eng aufgestellt ist und ein Ersatz für Hasan Ali nicht im Kader steht, gibt Dirar seither den Linksverteidiger – und das fehlerfrei. Gestern dann der zwischenzeitliche Höhepunkt: Gegen die schnellen Crivelli, Elia und Višča wusste sich der Marokkaner stets zu behaupten und verleite der Defensive den nötigen Halt. Sein Tor zum 2:1-Endstand in der Nachspielzeit krönte die letzten Wochen, in der sich Dirar nie aufgegeben hatte. Sonderlob gab es auch vom Coach: "Ich habe nie an ihm gezweifelt", sagte ein sichtlich zufriedener Ersun Yanal nach der Partie und stellte sogar in Aussicht, Dirar könne über einen längeren Zeitraum auf dieser Position zum Einsatz kommen.