Der Schein trügt. Auf den letzten Metern im Saisonfinale zeigte sich mit vier Siegen aus vier Spielen das vermeintlich alte Gesicht Fenerbahçes wieder. Nach einem Seuchenjahr, welches seines gleichen sucht, scheint der finale sechste Platz in Kadıköy wie ein Erfolg – doch das ist der falsche Ansatz. Die "Gelben Kanarien" müssen ausmisten. Rigoros. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.

Zieht man den kompletten Saisonverlauf Fenerbahçes heran, könnte Platz sechs gar als Erfolg gewertet werden. Nie stand der 19-fache türkische Meister in der abgelaufenen Saison besser da, schafften zudem nie eine Siegesserie von mehr als drei Spielen in Folge, wie zuletzt zum Saisonende. Aber wer jetzt denkt, die Spielzeit der Gelb-Marineblauen kann angesichts der katastrophalen Begleitumstände abschließend als zufriedenstellend bewertet werden, liegt falsch. In den vergangenen 30 Jahren belegte Fenerbahçe nur einmal eine ähnlich schlechte Endplatzierung, Platz 6 in der Saison 2002/03, damals aber mit fünf Punkten und zwei Siegen mehr, sowie einem positiven Torverhältnis. Historisch schlecht war auch der erstmalige Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz zu Beginn des Jahres.

Umbruch muss radikal vollzogen werden

Die vergangenen Siege gegen Erzurum, Akhisar und Antalya dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass die abgelaufene Saison die reinste Katastrophe war und man mit zwei blauen Augen, sowie der manchmal aufblitzenden individuellen Klasse davon kam. In der anstehenden Sommerpause muss nun alles auf den Prüfstand gezogen werden; vom Trainer über die Mannschaft bis hin zu Klubpräsident Ali Koç. Wer und vor allem durch wen, ersetzt wird, muss in den kommenden Wochen schonungslos diskutiert werden. Es bedarf vieler Veränderungen. Der oft zitierte "Radikal-Umbruch" muss erfolgen und darf nicht wegen des halbwegs versöhnlichen Saisonfinales verschmälert werden.