Mal wieder wurde eine Menge über den Haufen geworfen in Kadıköy. Spieler kamen und gingen, die größte Neuerung gab es allerdings auf der Trainerbank. Das LIGABlatt guckt sich den Kader an, den Vítor Pereira zur Verfügung hat.

Dass der neue Coach eine klare Vorstellung von der neuen Spielausrichtung hat, zeigt nicht zuletzt die Personalie Steven Caulker. Der Engländer wurde als neuer Stamminnenverteidiger verpflichtet – allerdings leider vor dem Trainer. Dieser sortierte ihn postwendend aus, da er nicht in das neue 3-4-2-1 passt. Eine eher peinliche Episode, aber sollte der neue Coach mit seiner Idee Erfolg haben, wird am Ende der Saison niemand mehr darüber reden.

Tor

Zwischen den Pfosten können die "Kanarienvögel" aus den Vollen schöpfen. Nationaltorhüter Altay Bayındır ist zwar gesetzt, mit Berke Özer hat er nun allerdings einen vielversprechenden Vertreter und Herausforderer. Der 21-Jährige wurde nicht erneut verliehen, sondern soll bei der anstehenden Dreifachbelastung im Notfall einspringen können.

Abwehr

Dafür dass Pereira auf eine Dreierkette setzt, stehen auf den ersten Blick nur noch wenige Innenverteidiger zur Verfügung. Dafür erfüllen Szalai, Kim, Tisserand und Aziz allerdings sämtliche Ansprüche, die die Süper Lig an Abwehrkräfte stellt. Insbesondere der Ungar dürfte einer der besten Verteidiger der Liga sein und wohl spätestens in der nächsten Spielzeit nach Europa wechseln. Bei personellen Engpässen würde Pereira die nominellen Außenverteidiger Filip Novák und Nazım Sangaré zurück in die Kette beordern.

Mittelfeld

Ihre klassische Position wird im neuen System nämlich nicht mehr benötigt. Die Flügel besetzten stattdessen bevorzugt Offensivkräfte: Senkrechtstarter Gümüşkaya und Kadıoğlu links, Osayi-Samuel rechts. Spannend wird sein, welche Rolle die Neuzugänge Kurukalıp und vor allem Kapacak spielen sollen. Bei all der Offensivpower muss die Zentrale natürlich umso sicherer stehen und hier führt nach wie vor kein Weg an Luiz Gustavo vorbei. Ihm zur Seite steht in der Regel ein Achter und bei einem Blick auf das Angebot wird klar, dass es hier schnell zu Unzufriedenheit kommen könnte: Sosa, Zajc, Crespo, Meyer, Kahveci und Yandaş hoffen allesamt auf Einsatzzeiten. Die Nase hat aktuell etwas überraschend der Slowene vorne. Zajc hat eine sehr gute Vorbereitung gespielt und sich daher nicht nur für einen Verbleib in Istanbul, sondern sogar einen Stammplatz empfohlen.

Sturm

Auch in der Offensive gibt es ein großes Angebot, so dass Kahveci oder Meyer hier keinesfalls einen Stammplatz haben. Nach den ersten Eindrücken ist fast alles offen. Klar ist nur, dass es eine feste Spitze und zwei offensive Flügelspieler gibt, wobei die Rollen hier komplett variabel interpretiert werden sollen. Im Zentrum duelliert sich Enner Valencia mit den beiden Neuzugängen Berisha und Dursun und auf den Flügeln muss mindestens ein Spieler aus dem Trio Özil, Rossi und Pelkas auf die Bank. Ein Luxusproblem für den Trainer, vor allem da neben den oben genannten gelernten Mittelfeldspielern und Flügelspielern auch die Toptalente Arda Güler (16) und Yiğit Şanlıtürk (18) auf Einsatzzeiten hoffen.

Fazit

Fenerbahçe hat mal wieder den größten Umbruch zu verzeichnen. Zwar erreichten die Transferaktivitäten nicht erneut die Ausmaße aus der letzten Saison, dafür hat der neue Trainer kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Alles ist nun auf Pereira ausgerichtet und der Coach muss seinen (Wunsch-)Spielern das neue System schnellstmöglich einimpfen. Bisher sah das zwar schon ganz gut aus, der vollgepackte Kader birgt aber auch ein anderes Dilemma. Lässt Pereira das neue System nicht bestmöglich einstudieren, bleiben die Ergebnisse aus. Setzt er allerdings zu sehr auf eine feste Elf, gibt es unzufriedene Bankdrücker. Findet Pereira in seine Rolle als Moderator steht einer guten Saison in allen Wettbewerben allerdings nichts im Wege.

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