Von seinen Anlagen, seiner Technik und Schussqualität her hätte İrfan Can Kahveci sicherlich das Zeug zum besten Spieler der Türkei. Sein zwischenzeitliches Phlegma steht dem ganz großen Wurf bisher allerdings noch im Weg.
Normalerweise sagt man dem klassischen Zehner nach, dass er äußerst launisch sei und im Zweifelsfall lieber einen Meter zu wenig als einen zu viel geht. Auch Mittelstürmer mit Weltstarsiegel (ob eingebildet oder tatsächlich vorhanden) stehen häufig im Verdacht, sich die ein oder andere Pause zu nehmen. İrfan Can Kahveci ist eigentlich auf anderen Positionen zuhause und man täte ihm auch Unrecht, würde man ihm völlig fehlenden Willen zur Abwehrarbeit unterstellen. Der 27-Jährige kann im Gegenteil ein extrem unnachgiebiger und damit für den Gegner unangenehmer Pressingspieler sein. Das Problem ist, dass der 23-fache Nationalspieler diese Qualitäten zu selten unter Beweis stellt. Das geht so lange gut, wie er seinen fehlenden Willen mit Geniestreichen ausgleicht. Zuletzt gegen Istanbulspor legte er so zum Beispiel einen Ball aus gut 20 Metern perfekt an Freund und Feind vorbei ins Netz. Ein Treffer, der so und in dieser Häufigkeit in der Süper Lig wohl nur ihm gelingt.
Mit Jesus gegen die Lethargie
Nimmt sich Kahveci allerdings mal wieder seine mittlerweile berüchtigten Ruhepausen, treibt er Trainer und Fans gleichermaßen in den Wahnsinn. Am schlimmsten ist dabei aber, dass sich der begnadete Fußballer damit selbst häufig größere Erfolge verbaut. Weder ein Wechsel nach Europa noch ein Stammplatz in der Nationalelf sind bisher eingetütet. Das liegt keinesfalls an Kahvecis fehlendem Talent, sondern an seinem Hang zum Abschalten und Abwinken. Auch unter Jorge Jesus hatte er zeitweise einen schweren Stand, gehört mittlerweile allerdings zum Stammpersonal. Völlig zurecht, denn mit insgesamt neun Torbeteiligungen leistet er seinem Team unschätzbare Dienste. Nun hoffen alle Beteiligten, dass der Edeltechniker unter dem erfahrenen Trainer auch dauerhaft als Mannschaftsspieler heraussticht. Ein Kahveci in Spiellaune ist schließlich für die wirklich großen Erfolge ein wichtiger Baustein.