In der letzten Saison war klar, wer in vorderster Front für die Tore sorgt: Muriqi und sonst niemand. Nach den Abgängen des Kosovaren und seines glücklosen Vertreters Mevlüt Erdinç holte Fenerbahçe gleich fünf potentielle Nachfolger. Voll eingeschlagen ist bisher allerdings keiner.

In der äußerst intensiven Transferphase wurde auch in der Offensive nachgelegt. Mame Thiam (Kasımpaşa), Mbawana Samatta (Aston Villa), Kemal Ademi (FC Basel), Enner Valencia (UANL Tigres) und Papiss Demba Cissé (Alanyaspor) laufen seit Saisonbeginn in Kadıköy auf. Die 1A-Lösung hat sich dabei allerdings noch nicht herauskristallisiert. Die Rolle war eigentlich Samatta zugedacht. Der Kapitän der Nationalmannschaft Tansanias wird nicht nur in seiner Heimat verehrt, sondern kam auch mit großen Vorschusslorbeeren nach Istanbul. Der 28-Jährige aus Dar es Salam bekam direkt die prestigeträchtige Nummer 10 von Max Kruse und zeigte in seiner ersten Partie von Beginn an direkt mit einem Doppelpack, dass mit ihm zu rechnen ist. Während türkische Reporter ihn direkt nach seinen Ambitionen bezüglich der Torjägerkanone befragten, blieb er in der Folge erfolglos. Fünf Spiele ohne Torbeteiligung und dann eine hartnäckige Verletzung bedeuten weiterhin nur zwei Treffer. In dieser Woche stieg der bisher verhinderte Toptorjäger wieder ins Training ein und dürfte in Erol Buluts Planungen eine gewichtige Rolle spielen.

Cissé schwankend, Ademi noch ohne große Praxis

Das liegt auch an Samattas Vertretern. Am 35-jährigen Papiss Demba Cissé sollen gleich sämtliche großen Clubs aus Istanbul Interesse gezeigt haben. Er wechselte schließlich ins gelb-marineblaue Lager und bei Fenerbahçe freute man sich doppelt: Zum einen hatte man der Konkurrenz eins ausgewischt und zum anderen gab es nun einen treffsicheren Backup-Stürmer. Cissé legte gut los, traf selbst dreimal und legte einen Treffer auf. Das Problem: Der Routinier ist kein großer Fan der Abwehrarbeit und nimmt sich regelmäßig einige großzügige Schaffenspausen auf dem Feld. Das führt nicht nur zum ein oder anderen Anpfiff seiner defensiven Kollegen, sondern bringt auch seinen Trainer zeitweise auf die Palme. Ein solches Verhalten kann sich eigentlich nur ein Stürmer erlauben, der dafür sorgt, dass sein Team am Ende immer mindestens ein Tor mehr als der Gegner erzielt. Drei Treffer in elf Spielen sind daran gemessen zu wenig. Aus dem Backup wurde erzwungenermaßen der Stammstürmer, auch weil Kemal Ademi mit einem Infekt und einer Verletzung zu kämpfen hatte und bisher noch nicht wirklich in Tritt gekommen ist. In seinem ersten Startelfeinsatz am letzten Spieltag konnte er sich vorerst noch nicht für höhere Aufgaben empfehlen.

Valencia und Thiam über die Außen

Die beiden anderen potentiellen Mittelstürmer sieht Bulut eher auf den Außenbahnen. Enner Valencia hat das Training nach Corona-Erkrankung und Verletzung wieder aufgenommen. Der Ecuadorianer gefiel zwar in seinen bisherigen Spielen vor allem als schneller und fleißiger Pressingspieler, ein Treffer und zwei Vorlagen sind allerdings noch ausbaufähig. Mame Thiam zeigt sich bemüht, konnte allerdings weder im Sturmzentrum noch auf einem der beiden Flügel von sich reden machen und wird sich in Zukunft wohl zunächst wieder hinter Valencia, Pelkas und Perotti einreihen müssen. Im Zentrum dürfte Bulut wieder auf Samatta setzen und Cissé oder Ademi als Joker einplanen. Klar ist, will Fenerbahçe seine großen Ziele erreichen, müssen alle Stürmer eine Schippe drauflegen.