Fenerbahçe hat auch vor und in dieser Saison personell nachgelegt. Während die neuen Spieler größtenteils allerdings nur langsam ins Rollen kommen, ist ein Akteur aus der Startelf kaum wegzudenken, der in vorherigen Jahren wenig zur Geltung kam. Grund dafür ist eine neue Aufgabe.

Ferdi Kadıoğlu gilt seit seinem Wechsel vom NEC Nijmegen 2018 als großes Versprechen. Ein offensiver Mittelfeldspieler, der in der Dreierreihe vorne jede Position besetzen kann, technisch beschlagen, trickreich und mit einem guten Abschluss sei er und damit ein echtes Juwel für die Gelb-Marineblauen. All das ist mit Sicherheit auch richtig, der niederländische U21-Nationalspieler mit türkischen Wurzeln konnte es allerdings zu selten zeigen. Kadıoğlu kam eigentlich unter keinem Trainer wirklich zur Geltung, nahm in der Regel auf der Bank Platz und haderte dann nach seinen Einwechslungen mit der fehlenden Bindung zum Spiel. In dieser Transferphase war dementsprechend über einen Wechsel spekuliert worden, da die Verbindung zwischen Fenerbahçe und Kadıoğlu für beide Seiten enttäuschend verlief. Stattdessen kam Vítor Pereira. Der Portugiese brachte eine neue Spielidee mit, traf aber auf einen Kader, der für diese Idee nur mittelmäßig besetzt war. Gerade auf den Außen fehlten die Schienenspieler, die Defensive und Offensive abdecken sollten. Also gab der Trainer den Spielern im Kader die Chance, sich für diese Position zu bewerben und blieb beim jungen Niederländer hängen.

Kadıoğlu wächst in die Rolle hinein

Die ersten Eindrücke Kadıoğlus waren durchschnittlich. Vorne gab es viel Stückwerk und hinten fehlte die Sicherheit. Pereira allerdings gab dem Spieler das Vertrauen und dieser wuchs tatsächlich immer mehr in die Rolle hinein. Mittlerweile stimmt das Zusammenspiel mit dem linken Innenverteidiger Attila Szalai und so ist Kadıoğlu ein Gewinn für die Abwehr und den Sturm gleichermaßen. Defensiv werden seine Werte immer besser und offensiv steht er bereits bei vier Scorerpunkten in acht Spielen (wettbewerbsübergreifend). Noch viel wichtiger allerdings: der Spieler spürt endlich das Vertrauen und ist in der Regel gesetzt. Das ist zwar ehrlicherweise auch auf die übersichtliche Konkurrenz und die Ausländer-Regelung zurückzuführen, trotzdem überzeugt der neue Kadıoğlu mittlerweile auch durch Leistung. Sein Treffer gegen Giresunspor war unheimlich wichtig und auch sonst traf er häufig gute Entscheidungen. Diese sind auch in naher Zukunft gefragt. Noch könnte der 21-Jährige nämlich auch für die Türkei auflaufen, eine Nominierung für das A-Team der Niederlande würde das allerdings verhindern. Das Kadıoğlu Leistungsträger in der U21 ist, wird davon ausgegangen, dass auch Louis van Gaal in bald berufen könnte. Zweitens läuft sein Vertrag nur noch bis 2022 und die aktuellen Leistungen dürften die Chancen auf eine Verlängerung nicht eben schmälern. In Vítor Pereira hätte der gefühlte Neuzugang sicherlich einen Fürsprecher.

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