Das jüngste 3:0 gegen Konyaspor lässt Fenerbahçe für den Moment durchatmen. Am Sonntag kommt dann der Tabellenletzte Gençlerbirliği nach Kadıköy. Auch wenn am Ende die Null stand, machte die Defensive nicht immer einen sicheren Eindruck. Hier muss Erol Bulut ansetzen.

Die oftmals fehlende defensive Stabilität hat mehrere Gründe, besonders auffällig ist sie aber ausgerechnet gegen vermeintlich schwächere Gegner. Der typische Spielverlauf dürfte Fener-Fans einen Schauer über den Rücken jagen und geht in etwa so: Die "Kanarienvögel" laufen wütend an, finden aber kein Durchkommen gegen den defensiv eingestellten Gegner. Folglich positioniert sich erst ein Außenverteidiger und dann der zweite höher, die beiden Sechser rücken auf, manchmal folgt sogar einer der Innenverteidiger, dann geht der Ball verloren und plötzlich läuft ein Konter auf die Restverteidigung. Die fehlende Balance zwischen Offensive und Defensive ist bereits häufiger angesprochen worden und ist zu großen Teilen auf Luiz Gustavos Ausfall und Ozan Tufans Formschwäche zurückzuführen. Ganz freisprechen kann man aber auch die Viererkette nicht von den Wacklern, die zum Beispiel in der zweiten Hälfte gegen Konyaspor auch für einen ganz anderen Spielverlauf hätten sorgen können.

Szalai und drei Fragezeichen

Aktuell ist nämlich eigentlich nur ein Verteidiger vor Altay Bayındır völlig unumstritten: Attila Szalai. Der 23-jährige Ungar, den die Verantwortlichen von Appolon Limassol aus Zypern verpflichteten, ist wohl die Entdeckung der Saison und hat sich von Beginn an als echter Glücksgriff entpuppt. Der Linksfuß ist ein Gesamtpaket, überzeugt innen und auf der Außenbahn, räumt kompromisslos ab, schlägt punktgenaue Diagonalbälle im Spielaufbau und konnte nun auch seinen ersten Treffer feiern. Das Problem ist, dass die anderen Verteidiger dagegen abfallen. Marcel Tisserand, über weite Strecken der Saison gesetzt und stark als Abwehrboss, befindet sich nach seiner Verletzung in einer Formkrise, wobei sein Fehler vor dem Gegentor gegen Antalyaspor nur der schlimmste von zuletzt vielen Wacklern war. Aktuell hat er das Nachsehen gegenüber Serdar Aziz, der wieder solide abliefert, aber nicht immer über das ideale Stellungsspiel bei Kontern verfügt. Rechts hat Bulut die Wahl zwischen Kapitän Gönül und dem jüngeren Nazım Sangaré, dessen Leistungen leider auch immer wieder Schwankungen unterworfen sind. Hier scheint der Routinier aktuell wieder die Nase vorn zu haben. Links wurde Stammkraft Erkin aussortiert, Szalai ausprobiert und nun Filip Novák zurückgeholt. Der Tscheche konnte bisher kaum an seine starke Zeit bei Trabzonspor anknüpfen, zeigte in Konya aber zumindest eine aufsteigende Tendenz. Die ist auch bitter nötig. Defensive Stabilität ist der Schlüssel, wenn man wieder ganz oben angreifen möchte. Schon alleine deshalb hofft Erol Bulut, dass die aktuelle Besetzung auch eine Zukunft hat.