Während in der letzten Saison der Kader einmal komplett auf links gedreht wurde, ging man in Kadıköy zunächst etwas vorsichtiger zu Werke. Nun steht allerdings mit Miguel Crespo bereits der neunte Neuzugang in den Startlöchern und der Kader platzt aus allen Nähten. Viel Arbeit für Trainer und Management.
Eines muss man den Verantwortlichen bei Fenerbahçe lassen: vorhersehbar sind ihre Transfers in der Regel wirklich nicht. Während Fans und Medien noch über (ehemals) große Namen oder türkische Nationalspieler mutmaßen, tüten die "Kanarienvögel" heimlich, still und leise den südkoreanischen Verteidiger Min-Jae Kim oder den aktuell gehandelten Portugiesen Miguel Crespo ein. Gleichzeitig muss man auch festhalten, dass der erneute Umbruch dieses Mal zumindest ein wenig kleiner ausfällt. Zum einen ist man noch nicht alle "Altlasten" losgeworden, zum anderen ist das Geld knapp und zum dritten und vierten hat man gemerkt, dass einige junge Spieler bereit für den nächsten Schritt sein könnten und sich Vítor Pereiras Spielsystem nicht von heute auf morgen erlernen lässt. Die aktuellen Spieler haben somit den Vorteil, dass sie bereits verstehen, was der Trainer von ihnen erwartet und die jüngsten Ergebnisse zeigen, dass die taktischen Kniffe durchaus erfolgversprechend sind. Dennoch reiben sich Fans bei einigen neuen Personalien nach wie vor die Augen. Die Zeiten, in denen man das Gefühl hatte, dass Fenerbahçe lediglich Spieler kauft, um sie der Konkurrenz wegzuschnappen, sind vorbei. Serdar Dursun, Çağtay Kurukalıp oder Burak Kapacak standen zwar sicherlich auch in anderen Teilen Istanbuls im Merkheft, das ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass durch die neue Ausländerregelung Türken plötzlich ungleich gefragter sind.
Alles auf Pereira
Der Rest – mit der großen Ausnahme Steven Caulker – ist voll und ganz auf den Trainer zugeschnitten. Das birgt natürlich die Gefahr, dass das ganze Konstrukt zusammenbricht, sobald ein neuer Übungsleiter mit neuem System installiert werden muss. Über dieses Szenario denkt man in Kadıköy aktuell allerdings nicht nach. Die Leistungen sind ordentlich und teilweise spielen sich aktuell Akteure in den Vordergrund, bei denen man beinahe schon die Hoffnung aufgegeben oder keinen so großen Sprung erwartet hatte. Aktuell ist man je nach Rechnung ungefähr bei der Hälfte der letztjährigen Neuverpflichtungen. Es wurde rigoros ausgemistet und nun liegt es am Coach aus diesem bunten Haufen eine schlagkräftige Truppe zu formen, in der jeder Spieler seine Aufgabe hat. Das wird gerade in der Offensive eine Mammutaufgabe. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend, aber beim kleinsten Rückschlag könnte das fragile Gebilde ins Wanken geraten. Alle Hoffnungen ruhen auf Pereira.