Beim verrückten 5:4-Heimsieg von Fenerbahçe gegen Fatih Karagümrük am Sonntagabend kamen die Zuschauer im Ülker Stadyumu voll auf ihre Kosten. Neun Treffer sorgten für Unterhaltung ohne Ende und ein bis zum Schluss spannendes Spiel. Nur bedingt zufrieden mit dem Verlauf der spektakulären Begegnung äußerte sich Fenerbahçe-Trainer Jorge Jesus, dem insbesondere die defensiven Aussetzer seiner Mannschaft sauer aufgestoßen haben dürften, auf der anschließenden Pressekonferenz.

"Das Wichtigste war es, das Spiel zu gewinnen – egal ob 10:9 oder 1:0", brachte es Jorge Jesus nach der Partie in seiner gewohnt pragmatischen Art auf den Punkt. Ihr Ziel habe seine Mannschaft beim wilden 5:4 gegen Fatih Karamgümrük somit erreicht, auch wenn der Portugiese gleichzeitig einräumen musste: "Das heutige Spiel war sicherlich kein Positivbeispiel für unsere defensive Stabilität", so der 68-Jährige. Den teilweise haarsträubenden Auftritt seiner Abwehr hält Jesus aber weniger für ein strukturelles Problem, sondern vielmehr für ein Resultat des mehr als eng getakteten Spielplans: "Müdigkeit war ein großer Faktor für unsere schlechte Leistung in der Verteidigung. Unsere Innenverteidiger haben in letzter Zeit sehr viel gespielt und heute nicht die besten Entscheidungen getroffen. Das sind klare Anzeichen für mentale Erschöpfung, vor allem bei Szalai", nahm der ehemalige Benfica-Trainer kein Blatt vor den Mund.

Sonderlob für die Fans

Eine kleine Spitze in Richtung der Journalisten, die nicht wenige kritische Fragen in Bezug auf die Abwehrleistung stellten, konnte sich Jesus nicht verkneifen: "Ich denke, man sollte die Leistung unserer Defensive über die gesamte Saison hinweg bewerten und nicht nur nach einem Spiel. Ich gratuliere meinen Spielern zum Sieg", stellte sich der Fußball-Lehrer hinter seine Truppe. Eigene Fehler räumte Jesus im Rahmen der gestrigen Pressekonferenz ebenfalls ein. So habe er unter Umständen nicht die beste Wahl getroffen, Lincoln als Linksverteidiger aufzustellen. Zwar gelang dem Brasilianer ein Assist, doch defensiv machte er über weite Strecken keine gute Figur. Der personelle Wechsel sei nach den 90 Minuten, die Ezgjan Alioski in der Europa League beim 2:0 gegen AEK Larnaka am Donnerstag gespielt hatte, allerdings unausweichlich gewesen. Außerdem ließ es sich der Übungsleiter der "Kanarienvögel" nicht nehmen, den positiven Einfluss der eigenen Anhänger hervorzuheben: "Unsere Fans haben bis zum Schluss an uns geglaubt. Sie wurden zu unserem zwölften Mann und haben uns zum Sieg getragen, wofür ich ihnen danke."