Ein Unentschieden in Sivas ist keine Blamage und das 1:1 wird nicht der letzte Punktverlust in dieser eng getakteten Saison für Fenerbahçe bleiben. Der Auftritt seines Teams dürfte Erol Bulut allerdings eine schlaflose Nacht bereitet haben.

Fenerbahçe hatte einen Lauf und holte bis gestern die volle Punktzahl im Jahr 2021. Jahresübergreifend standen fünf Ligasiege in Folge zu Buche und auch im Pokal kam man eine Runde weiter. Dazu steht mit Mesut Özil der absolute Wunschspieler in den Startlöchern. Es lief zuletzt also wirklich gut in Kadıköy. Von den überzeugenden Auftritten der letzten Wochen war gegen Sivasspor allerdings nicht mehr viel zu sehen. Vielmehr fielen die Gelb-Marineblauen in alte Muster zurück. Die Balance zwischen Defensive und Offensive suchte man vergebens, was zur Folge hatte, dass man sich vorne harmlos präsentierte und hinten konteranfällig. Das Fehlen Ozan Tufans mag dafür ein Faktor sein. Sein Vertreter Mert Hakan Yandaş zeigte gegen den Ex-Club zwar eine engagierte Leistung, blieb allerdings – die Szene vor dem Elfmeter ausgenommen – fast immer glücklos. Auch der eingewechselte José Sosa konnte bestenfalls in Ansätzen zeigen, welchen Input sich Bulut von ihm erhofft hatte. Es fehlte (mal wieder) die Spielkultur und so hatte Sivasspor keine große Mühe mit den unsauberen Bällen in die Spitze.

Fast alle Spieler bleiben unter ihren Möglichkeiten

Doch Tufans Ausfall alleine reicht nicht als Erklärung. Offenkundig war auch, dass ein Großteil der Mannschaft einen völlig gebrauchten Tag erwischt hatte. Das begann beim Abwehrchef Marcel Tisserand, der nach zwei Minuten einen langen Ball völlig unterschätzte, sich dann beim Rettungsversuch verletzte und ausgewechselt werden musste und zog sich durch bis in die vorderste Linie. Auch und gerade die Leistungsträger der letzten Wochen konnten die starken Eindrücke in Sivas nicht bestätigen. Nazim Sangaré leistete sich gerade zum Ende hin viele Ballverluste, Thiam, Samatta und Pelkas blieben nahezu unsichtbar und Enner Valencia konnte im Prinzip nie seine Schnelligkeit ausnutzen. Zwar zeigte auch Kapitän Luiz Gustavo bei weitem nicht seine beste Performance, mit einer starken Grätsche kurz vor dem Ende unterband er allerdings immerhin einen gefährlichen Konter und sicherte so den einen Punkt. Tufans Rückkehr und Özils Verpflichtung werden die gestrigen Probleme nicht alleine lösen können. Bulut muss sein Team zurück zur Stärke der letzten Wochen führen. Das wird nur funktionieren, wenn die Spieler wieder auf ihr altes Leistungsniveau kommen, die Offensive sich erneut variabel zeigt, die Balance zwischen Defensive und Offensive gewahrt wird und die Spielkultur zurückkehrt. Keine leichte Aufgabe, allerdings hat Fenerbahçe gezeigt, dass sie es besser können. Die Fans hoffen jedenfalls, dass das 1:1 in Sivas nur ein einmaliger Ausrutscher war.