Fenerbahçe legt in dieser Transferphase ein irres Tempo vor. Auf dem Platz findet das bisher noch nicht seine Entsprechung. Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen und auch das spielerische Konzept steht bisher nicht. Nun wartet der erste echte Härtetest.

0:0 zuhause gegen einen Aufsteiger. Dieses Ergebnis kann einen selbsternannten Titelanwärter nicht zufriedenstellen. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Gegner in den letzten zehn Minuten gleich mit zwei Spielern weniger agieren musste, kann man durchaus von einer herben Enttäuschung sprechen. Natürlich verteidigte Hatayspor mit viel Herz und hatte am ersten Spieltag bereits Meister Başakşehir geschlagen, das Unentschieden hatten sich die "Kanarienvögel" allerdings vor allem selbst zuzuschreiben. Der runderneuerte Kader liefert noch nicht. Das ist einerseits verständlich: Ganze 13 Spieler wurden neuverpflichtet und dazu beinahe ebenso viele Akteure abgegeben oder in das verdiente Karriereende entlassen. Dass unter diesen Umständen noch nicht alles läuft, war zu erwarten. Das Problem ist andererseits, dass Trainer Bulut eigentlich keine Zeit für Experimente bleibt. Zwei Spiele sind bereits gespielt und am Wochenende wartet der Erzfeind Galatasaray. Die Gelb-Roten waren auf dem Transfermarkt deutlich zurückhaltender, überzeugen dadurch aber auch bereits taktisch.

Ein Grund dafür sind auch die "alten" Spieler, die von der Konkurrenz durch Neuzugänge angespornt werden und zeigen, dass sie für den Trainer auch in Zukunft unersetzlich sind. Gerade die offensiven Kräfte Falcao, Belhanda und Feghouli machen hier nachdrücklich auf sich aufmerksam. Anders sieht es im Moment noch bei Fenerbahçe aus. Spieler wie Ozan Tufan oder Ferdi Kadıoğlu rechtfertigen ihre Nominierung bisher noch nicht. Gleichzeitig sind die neuen Spieler allerdings ebenfalls noch nicht alle zwingend genug. Gönül, Lemos und Sosa konnten zwar gegen Hatayspor (erneut) punkten, Erkin, Thiam, Valencia, Gümüş und Yandaş blieben jedoch bisher hinter den Erwartungen zurück. Das sorgt dafür, dass man in Kadıköy noch kein festes Fundament hat, auf das man die Startelf bauen kann. Dringend benötigt wird dabei nicht nur ein Stamm-Mittelstürmer, sondern auch eine langfristige Lösung für die beiden offensiven Flügel, ein fester Abwehrverbund und eine kreative Mittelfeldzentrale. Das Trio Gustavo, Sosa und Yandaş bietet sich hier zwar an, fand in den ersten gemeinsamen 20 Minuten gegen Hatayspor allerdings auch noch keine Lösungen. All diese Probleme waren zu erwarten und wären im Normalfall auch nicht weiter schlimm. Während des Spielbetriebs ist die Zeit für Experimente allerdings knapp – insbesondere wenn Galatasaray wartet.