Nach der Heim-Niederlage gegen Göztepe werden die kritischen Stimmen bezüglich Fenerbahçe und dessen Trainer Erol Bulut lauter. Keine Taktik, kein Team – lautet der Vorwurf an den 46-jährigen Übungsleiter, der von fundierten Lösungsansätzen zu losen Durchhalteparolen abzuschweifen droht.

Die Enttäuschung war groß am Sonntagabend im Ülker Stadyumu zu Kadıköy. Gegen Göztepe Ìzmir hat Fenerbahçe nicht nur drei wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft eingebüßt. Die 0:1-Niederlage gegen das maximal der Mittelklasse einzuordnenden Mannschaft vom Mittelmeer war bereits die fünfte Heim-Pleite in der laufenden Saison. Nur in drei von insgesamt über 60 Spielzeiten der Süper Lig verloren die "Kanarienvögel" ähnlich oft. Gegen Göztepe attestierte Trainer Erol Bulut seiner Mannschaft eine "gute Leistung", die allerdings nicht gereicht habe, um die auf Konter lauernden Gäste zu schlagen. Besonders in Heimspielen ist den Kadıköy-Kickern in dieser Saison anzumerken, dass ein echter Plan fehlt – oder ein etwaig vorhandener nicht zu funktionieren scheint.

Ist Fenerbahçe darauf angewiesen, das Spiel selbst zu machen – und das ist in praktisch jedem Heimspiel der Fall – verlaufen die Angriffe spätestens im vorderen Felddrittel im Sande. Auswärts, wenn der Gegner insgesamt etwas höher steht und selbst mehr aktiv am Spiel teilnimmt, bieten sich Fenerbahçe die Räume, die sie dann mit der zweifellos vorhandenen individuellen Klasse für sich nutzen können. Am starren und oft ideenlosen Offensivspiel konnte bislang auch Mesut Özil noch nichts ändern, wenngleich eine Schuldzuweisung an ihn aufgrund der erst kurzen Verweildauer in Istanbul und der immer noch fehlenden Spielpraxis und Selbstverständnis vermessen wäre.

Erol Bulut verweist auf die Restspielzeit 

Vielmehr liegt es jetzt an Trainer Erol Bulut, aus den vielen Individualisten endlich ein funktionierendes Kollektiv zu formen. In der Hinrunde waren die Erklärungen nach Niederlagen, ob der Fülle an Neuzugängen und deren Integration ins Spielsystem noch nachvollziehbar. So langsam müsste sich die in den vergangenen Transferperioden wild zusammengekaufte Truppe aber finden. Bulut verwies im Nachgang des Göztepe-Spiels auf die noch 15 weiteren Spieltage, in denen potenziell mehr als 40 Punkte zu holen sind, wobei die ersten Drei gleich am kommenden Wochenende gegen Trabzonspor eingefahren werden soll. Eine Erklärung oder ein handfester Ansatz ist das nicht, eher eine lose Durchhalteparole.