Mit İsmail Kartal hat Fenerbahçe jüngst eine Übergangslösung präsentiert, die den Verein bis zum Saisonende anführen und für eine ordentliche Platzierung sorgen soll. Die Aufgaben sind nicht gerade klein, wobei die Zeit drängt.

Das gilt vor allem mit Blick auf das nächste Spiel. Bereits morgen tritt Fenerbahçe in Antalya an. Viel zu wenig Zeit, um große taktische Änderungen zu implementieren. Mehr als einen knappen und hoffentlich zielführenden Matchplan wird Kartal seiner neuen Mannschaft nicht mitgeben können. Dazu muss er in kürzester Zeit jene Spieler auswählen, denen er einen positiven Impuls zutraut. Zahlreiche Spieler agieren aktuell weit unter ihren Möglichkeiten, einige fallen dazu durch fehlende Konzentration und teilweise Bereitschaft auf. Auf einen Spieler, dem man zumindest zuletzt keinen mangelnden Einsatz unterstellen konnte, wird Kartal sicher verzichten müssen. Mert Hakan Yandaş hat sich eine Leistenverletzung zugezogen und fällt ebenso aus wie Altay Bayındır. Beim Rest sieht es gut aus, die Auswahl der richtigen Startelf wird trotzdem kompliziert.

Fragezeichen in der Offensive

Das gilt weniger für die Defensive. Szalai und Kim sind vor Özer zurecht gesetzt, an Novák links und Sangaré rechts führt mangels Alternativen kein Weg vorbei, sofern beide fit sind und Kartal bei der Viererkette bleibt. Im zentralen Mittelfeld gibt es zwar eine große Auswahl, wirklich aufdrängen konnte sich zuletzt allerdings kein Spieler. Sosa dürfte auch weiterhin die Nase vorn haben, Gustavo und Crespo könnten wieder Optionen werden und auch Zajc und Meyer machen sich Hoffnungen. Sonderfälle sind die beiden Kreativköpfe. Sowohl Kapitän Özil, als auch İrfan Can Kahveci haben ihre Stärken klar in der Mitte, mussten in dieser Saison allerdings schon häufig auf die Flügel ausweichen. Es wird nicht einfach werden, beide Techniker auf ihren jeweiligen Stammpositionen einzusetzen. Mit dem Weltmeister auf der Zehn und dem türkischen Nationalspieler auf der Acht hätte man zwar eine kreative Lösung, würde im Zentrum allerdings auch auf defensive Stabilität verzichten.

Wahrscheinlicher ist daher, dass Kahveci erneut auf den rechten Flügel ausweicht. Dort zeigte er zuletzt Licht und Schatten. Zwar lief gegen Adana beinahe jeder Angriff über ihn, seine Zuspiele, Körpersprache und unmotivierten Fernschüsse sorgten allerdings bei den Fans auch für großen Ärger. Der hochveranlagte Nationalspieler muss an seiner Ausstrahlung und Einstellung arbeiten und deutlich mehr aus seinem Talent machen – auch dann, wenn er auf dem Flügel aufläuft. Erste Alternativen für die Außen sind Kadıoğlu und Osayi-Samuel. Für Pelkas und Rossi wird es auch unter dem neuen Coach nach den letzten Eindrücken wahrscheinlich eher schwierig.

Wer darf stürmen?

Dieser muss auch ganz vorne eine schwierige Entscheidung treffen. Der angeschlagene Berisha könnte eventuell zurückkehren, die zuletzt eingesetzten Valencia und Dursun konnten nicht überzeugen. Die Frage ist, wie Kartal spielen möchte. Braucht er einen Zielspieler wie Dursun, der auch Flanken verarbeiten und Bälle festmachen kann, einen mitspielenden Neuner wie Valencia oder eine Mischung wie Berisha? Diese Frage wird der Trainer bis Samstag noch nicht abschließend beantworten können. Jetzt geht es nur darum, mit einfachen Mitteln drei Punkte einzufahren und dann in Ruhe an einem belastbaren Konzept für die restliche Saison zu feilen. Das wird schwierig genug.