Auch wenn das Lazarett nach wie vor prall gefüllt ist, hatte Vítor Pereira gegen Hatayspor erstmals alle Offensivkräfte zur Verfügung. Bleibt dieser Zustand so, wird er vor allem als Moderator gefragt sein. Die ersten Härtefälle konnte man bereits sehen.
In der 86. Minute gab es in Hatay einen Doppelwechsel zu bestaunen. Mesut Özil und Dimitrios Pelkas, die beiden vermutlich besten Techniker im Team, kamen beim Stand von 2:1 in die Mannschaft. Ihre Aufgabe war leicht ersichtlich: möglichst tief in der Hälfte des Gegners sollten sie die Bälle festmachen und so Zeit von der Uhr nehmen. Das gelang zwar und Fenerbahçe gewann, zufrieden dürften die beiden (Ex-)Nationalspieler allerdings keineswegs sein. Dabei ist ihr Bankplatz sportlich nicht völlig überraschend. Pelkas war verletzt und konnte seitdem noch nicht an seine gute Form aus der Vorsaison anknüpfen. Özil war zwar auch im letzten Spiel Torschütze, passt allerdings nicht optimal ins Konzept seines Trainers. Pereira bevorzugt auch in der Offensive fleißige und pressende Spieler. Da dazu weder Özil noch Pelkas gehören, bekamen andere gegen den Tabellennachbarn den Vorzug und der Plan ging auf.
Rossi erzielte sein erstes Tor und Valencia war erneut auffällig. Lediglich Mergim Berisha ist noch nicht wirklich angekommen, zeigte sich in Hatay allerdings sehr bemüht. Mit Bright Osayi-Samuel gibt es einen weiteren Flügelstürmer, der ebenfalls als Joker in die Partie kam und vom Trainer allerdings sogar mittlerweile zum defensiveren Schienenspieler umfunktioniert wurde. Den Neuzugängen Max Meyer und Burak Kapacak blieb sogar erneut die Einwechslung verwehrt. Für Meyer findet Pereira schlicht keine Position und der junge Türke scheint aufgrund der knappen Ergebnisse zuletzt noch nicht das Vertrauen zu bekommen.
Dreikampf um die Spitze
Dafür gab es eine andere Einwechslung, die ebenfalls nochmal Schärfe in den Konkurrenzkampf bringt. Serdar Dursun feierte nämlich sein Comeback und bewirbt sich nun für Einsatzminuten im Sturmzentrum. Hier dürfte zwar bis auf weiteres Enner Valencia gesetzt sein, die Rolle des Herausforderers ist hingegen vakant. Da Berisha bisher noch zu wenig Gefahr ausstrahlt, könnte Dursun schneller wieder eine gute Rolle spielen. Gegen Hatayspor vergab er zwar eine Großchance, gefiel aber in seiner Paradedisziplin als arbeitender Stürmer, dem kein Weg zu weit ist.
Nimmt man den verletzten Mittelfeldspieler Kahveci sowie die Schienenspieler Gümüşkaya, Kadıoğlu und Osayi-Samuel aus der Gleichung, bleiben immer noch acht bis neun Spieler für drei Positionen übrig. Valencia ist im Normalfall Stammkraft, Rossis Formkurve zeigt nach oben und somit gibt es im Prinzip nur noch einen vakanten Posten. Egal wie es für den neuen Tabellenführer sportlich weitergeht: der Kampf um einen Platz auf dem Aufstellungsbogen wird Fenerbahçe beschäftigen.
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