Auf dem Papier könnte es für Emre Belözoğlu kaum einfacher sein. Fenerbahçes neuer Trainer darf in seinem ersten Spiel zuhause gegen den Tabellenletzten antreten. Drei Punkte sind da also eigentlich vorprogrammiert. Eigentlich… In dieser Saison sah es schon häufig anders aus und so könnte auch Denizlispor zum Stolperstein werden.
Die "Festung Kadıköy" gehört der Vergangenheit an. Bereits sechs Niederlagen fing man sich im heimischen Wohnzimmer – zwei empfindliche Derbyschlappen inklusive. Seit die frenetischen Fans die Mannschaft nicht mehr anfeuern können, hängt das Team gerade bei Heimspielen bedenklich durch. Gerade diese Heimschwäche war es, die Erol Bulut seinen Job gekostet hat. Der Vorwurf: kein erkennbares Spielkonzept, vor allem gegen defensiv eingestellte Teams. Wenn Fenerbahçe als Favorit ins Spiel ging, war der Verlauf viel zu häufig ähnlich. Die "Kanarienvögel" sammelten Ballbesitz, fanden im letzten Drittel allerdings kein Durchkommen, wurden ungeduldig, drückten mit immer mehr Spielern in die gegnerische Hälfte und mussten dann hilflos mit ansehen, wie ein einzelner Konter die Partie auf den Kopf stellte. Dass Emre Belözoğlu genau dieses Manko beheben kann, wird er nun bereits am Montag zeigen müssen. Auch gegen den Gast von der Ägäis wird man das Spiel gestalten müssen und dafür sorgen, dass die Konterabsicherung stimmt. Dazu müssen unbedingt Ansätze her, wie man mit dem vorhandenen Offensivpersonal auch die notwendigen Tore erzielt.
Entscheidung fällt im Mittelfeld
Die vermeintlich leichte Aufgabe gegen den Letzten könnte so doch zu einem Stolperstein für den neuen Trainer werden. Belözoğlu wird daher genau überlegen, welchen Akteuren er die Aufgabe zutraut. Ein Fokus liegt dabei naturgemäß auf der Mittelfeldzentrale und hier steht der ehemalige Regisseur vor zwei entscheidenden Fragen: welches System wähle ich und welche Spieler schicke ich ins Rennen? Ausfallen werden Achter İrfan Can Kahveci und Zehner Mesut Özil, der Rest steht allerdings zur Verfügung. Gesetzt sein dürfte weiterhin Luiz Gustavo, der in dieser Saison der bisher beste Akteur in gelb und marineblau war. Daneben und davor hat der Trainer die Qual der Wahl. Ozan Tufan konnte in der Nationalelf auf sich aufmerksam machen und gilt seit der letzten Saison als Protegé Emres. José Sosa hingegen ist dessen inoffizieller Nachfolger und soll als Lenker eigentlich mit klugen Ideen das Offensivspiel ankurbeln. Gut möglich, dass Emre auf beide in einem 4-3-3 setzt und Pelkas wieder auf links schiebt. Mert Hakan Yandaş und einer der zuletzt enttäuschenden (Flügel-)Stürmer müssten dann auf der Bank Platz nehmen. Ob der neue Coach mit diesem Mittelfeldblock beginnt oder doch auf ein 4-2-3-1 mit klarem Zehner setzt, wird sich am Montag zeigen. Dann will Emre beweisen, dass er den Fluch von Kadıköy brechen kann.