Zehn Punkte nach vier Spielen, und dabei keine Niederlage – der Einstand von Trainer-Neuling Emre Belözoğlu ist mehr als geglückt. Die gestartete Serie macht Hoffnung im Saison-Endspurt, allerdings haben die "Kanarienvögel" im Meisterrennen weiterhin nichts in der eigenen Hand. So stellen sich viele Fener-Anhänger die Frage: Hätte der Trainer-Wechsel früher erfolgen sollen?
Mit Erol Bulut und dem zum damaligen Zeitpunkt als Sportdirektor fungierenden Emre Belözoğlu wollte man gemeinsam eine neue Ära in Kadıköy starten. Der Saisonstart verlief, im Vergleich zu den vergangenen Spielzeiten, mehr als zufriedenstellend. Allerdings ließen die Leistungsschwankungen nicht lange auf sich warten. Im eigenen Stadion präsentierten sich die "Kanarienvögel" zum Teil desolat, und verloren gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel. In Auswärtsspielen hingegen avancierte man zu eine der stärksten Mannschaften der Liga, zwischenzeitlich sogar in Europa. So wirklich erklären lässt sich die paradoxe Achterbahn-Saison mit den enormen Leistungsschwankungen allerdings nicht. Immer wenn man den Eindruck hatte, dass die Mannschaft nun in Fahrt kommen würde, folgte zumeist eine Enttäuschung, die zu Punktverlusten führte. Wie so häufig im Fußball-Geschäft musste dann das schwächste Glied, in dem Fall der umstrittene Trainer Bulut, am Ende den Platz räumen.
Kam der Bulut-Rauswurf zu spät?
Erol Bulut geriet schon früh unter Druck, denn mit der Transfer-Offensive im Sommer hatte man von Anfang an selbstbewusst die Meisterschaft als Ziel ausgegeben. So ist es keine Überraschung, dass der Trainer bei fehlenden Ergebnissen direkt in Kritik gerät. Im Falle von Bulut wurde allerdings neben den fehlenden Ergebnissen der Spielstil scharf kritisiert. Auch Monate später konnte man keine Handschrift des Trainers erkennen. Bulut schaffte es nicht, aus den vielen Neuzugängen eine Mannschaft sowie einen klaren Spielstil zu etablieren. In einigen Spielen agierte man, oft auch gegen spielerisch schwächere Mannschaften, passiv und beschränkte sich auf das Konterspiel, was in einigen Spielen auch zum Erfolg führte, aber langfristig eines Meisterschafts-Anwärters nicht würdig war. Was kein Fener-Fan zum damaligen Zeitpunkt verstehen konnte: Bulut rettete sich zwar von Woche zu Woche, indem er seine "Endspiele" knapp für sich entscheiden konnte, aber spielerisch und taktisch war keine Entwicklung zu erkennen, weshalb keiner das Festhalten an Trainer Bulut nachvollziehen konnte. So müssen sich die Fener-Verantwortlichen jetzt im Nachhinein hinterfragen, ob man, angesichts des erfolgreichen Einstands des aktuellen Trainers Belözoğlu, die Reißleine mit Ex-Trainer Bulut früher hätte ziehen sollen. Belözoğlu hat der Mannschaft neues Leben eingehaucht. Die Mannschaft wirkt deutlich stabiler und mittlerweile ist auch eine Handschrift zu erkennen, denn die Mannschaft spielt nun attraktiver und auch wenn noch nicht alles gelingt, versucht der neue Trainer mit offensivem Ballbesitz-Fußball zum Erfolg zu kommen. Daran erkennt man, dass ein Trainer-Wechsel in taktischer Hinsicht dringend nötig war. Bei einer früheren Bulut-Entlassung hätte Fenerbahçe heute womöglich von der Tabellenspitze gegrüßt. Jetzt ist man allerdings auf Ausrutscher des Stadtrivalen Beşiktaş angewiesen. Im Falle der verpassten Meisterschaft wird man im Nachhinein wohl akzeptieren müssen, dass das zu lange Festhalten an Trainer Bulut der Mannschaft zum Verhängnis wurde.