Spätestens die erste Saisonniederlage zeigt, dass längst noch nicht alles läuft bei Fenerbahçe. Erneut wurde der Kader prominent verstärkt, die meisten Neuzugänge spielen allerdings noch keine entscheidende Rolle. Nun wird erste Kritik laut – auch an Ali Koç und seinen Beratern.
Blickt man auf die bisherigen Torschützen, findet man lediglich altbekannte Akteure. An erster Stelle steht Enner Valencia und selbst der viel gescholtene Mesut Özil konnte wettbewerbsübergreifend schon zweimal jubeln. Auch die restlichen Leistungsträger sind bereits länger dabei: Torhüter Altay Bayındır, Abwehrboss Attila Szalai, Kapitän Luiz Gustavo oder (etwas überraschend) Leih-Rückkehrer Muhammed Gümüşkaya. Der einzige echte Neuzugang, der nicht nur Stammspieler, sondern auch Leistungsträger ist, ist Min-jae Kim. Der Südkoreaner ist aus der Dreierkette nicht wegzudenken und entpuppt sich mehr und mehr als Volltreffer.
Keine Volltreffer in der Offensive
Das kann man über die restlichen Neuen nicht behaupten. Natürlich muss man hier Serdar Dursun ausklammern, der sich kurz nach seiner Einwechslung in Adana das Schlüsselbein brach. Auch jene Spieler, die bisher noch gar keine Einsatzminuten sammeln konnten, können zumindest sportlich nicht bewertet werden. Die beiden türkischen Nachwuchskräfte Çağtay Kurukalıp und Burak Kapacak sind aktuell ebenso außen vor, wie Pereira-Landsmann Miguel Crespo, der sich zunächst an den neuen Verein und das Umfeld gewöhnen soll. Bleiben die drei Toptransfers. Diego Rossi kommt auf zwei Startelfeinsätze und eine Einwechslung. Hier fiel er bisher eher durch überhastete Entscheidungen auf und scheint die offensiven Abläufe noch nicht vollends verinnerlicht zu haben. Zwar wird ihm der Trainer sicherlich noch eine Gnadenfrist einräumen, der Uruguayer muss sich allerdings deutlich steigern.
Erste Kritik an Ali Koç und "Rogon"
Die beiden neuen Deutschen standen hingegen im Duell mit Başakşehir von Beginn an auf dem Feld – und agierten unglücklich. Mergim Berisha war zwar die auffälligste Offensivkraft, konnte allerdings auch nicht für echte Torgefahr sorgen und Max Meyer spielte bemüht, brachte aber auch keine Struktur in die Angriffsbemühungen. Auf den ersten Blick sind beide Spieler ungewöhnliche Transfers für Fenerbahçe. Berisha, weil er als deutscher U21-Spieler auch Angebote aus Europa gehabt haben dürfte und Meyer, weil er in den letzten Jahren eher strauchelte und weder bei Crystal Palace noch in Köln wirklich überzeugen konnte. Beim Blick auf die Beraterfirma der beiden, leuchten die Transfers dann schon mehr ein – und gerade dieser Aspekt ruft bei Teilen der Fanszene auch Unmut hervor. Beide sind nämlich Teil der "ROGON Army" in Istanbul. Die deutsche Beraterfirma berät auch Vereinsboss Ali Koç und bringt nach dem Geschmack mancher Beobachter zu häufig die eigenen Schäfchen nach Kadıköy. Zumindest bei einem Blick auf aktuelle Namen und Zahlen hält dieser Vorwurf allerdings nicht stand. Fünf "ROGON"-Spieler stehen im Moment bei Fenerbahçe im Kader. Dazu gehören mit Gustavo, Szalai und Pelkas drei Leistungsträger und nun eben die beiden neuen Deutschen. Für sie gilt das gleiche, wie für fast alle Neuen in Gelb-Marineblau: eine Leistungssteigerung muss her. Schlagen Berisha und Meyer oder auch die anderen Neuzugänge ein, wird sich niemand mehr über die Berater beschweren oder darüber, dass der Kader zu sehr auf Pereira zugeschnitten ist. Gelingt das nicht, wird es ungemütlich in Kadıköy.
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