Nach 22 Transfers in der vergangenen Saison muss Fenerbahçe den aufgeblähten und unausgewogenen Kader rigoros ausmisten. Gleich für eine Vielanzahl an Spieler suchen die "Kanarienvögel" einen nächstbesten Abnehmer. Neue Verlustgeschäfte sind dabei kaum zu vermeiden.
Zurückhaltung, nachhaltiges Wirtschaften oder Marktsondierung – all das waren Fremdwörter für Fenerbahçe in der vergangenen Saison bezogen auf Spielertransfers. Sage und schreibe 22 Neuverpflichtungen haben die "Kanarienvögel" in einer geradezu grotesk aggressiven Transfer-Offensive im Verlauf der zurückliegenden Spielzeit in Kadıköy vorgestellt. Das Ergebnis: Platz 3 in der Süper Lig, die Teilnahme an der Europa League und vor allem jetzt ein prall angefressener Kader, der aus allen Nähten zu platzen droht. Neu-Trainer Vitor Pereira sei es deshalb verziehen, hätte er am gestrigen Tag seiner ersten Trainingseinheit bei derart vielen Männern in Hellblau den Überblick verloren. Für das Führungsduo von Fenerbahçe samt Präsident Ali Koç geht es in den kommenden Wochen nicht nur darum, die Mannschaft bestmöglich auf den Ligastart Mitte August vorzubereiten, sondern auch darum, den Kader wesentlich zu verkleinern. Nach der Transfer-Offensive im vergangenen Jahr beginnt in Kadıköy jetzt Diät, Fenerbahçe muss wieder schlanker werden.
Zusätzliche Probleme durch Ausländerbegrenzung
Zum ohnehin vorhandenen Größenproblem des Kaders kommt nun auch die neue Ausländerregelung des TFF hinzu. Zur kommenden Saison dürfen die Süper-Lig-Teams nur noch 14 nicht-türkische Spieler im Kader und acht Spieler gleichzeitig auf dem Feld haben. Nach Rückkehr der Leihspieler stehen bei Fenerbahçe derzeit 18 Ausländer auf der Gehaltsliste.
Nur Zanka sagt wohl von sich aus "güle güle"
Die ersten Abgänge sind zumindest schon vollzogen: Sturm-Routinier Papiss Demba Cissé hat keinen neuen Vertrag erhalten. Das Missverständnis Michael Frey wird mit einem festen Wechsel zu Royal Antwerpen ebenfalls beendet werden. Und ansonsten? Gibt es wenig Spieler, die aufgrund eines gut dotierten Kontraktes in Istanbul von sich aus die Biege machen wollen. Abwehrmann Zanka, in der vergangenen Saison nach Kopenhagen ausgeliehen und willig für einen Verbleib in der dänischen Heimat, ist da schon die Ausnahme. Beim sechs Millionen Euro teuren Mbwana Samatta muss Fenerbahçe genauso auf Abnehmer warten wie auf die ebenfalls nicht eingeplanten Kemal Ademi, Miha Zajc oder Marcel Tisserand. Dass dabei mit einem Verlustgeschäft gerechnet werden muss, ist aufgrund mangelnder Interessenten und gesunkenem sportlichen wie wirtschaftlichen Wert abzusehen. Im ernährungswissenschaftlichen Bereich würde man bei Negativ-Folgen einer Diät wohl vom Jojo-Effekt sprechen.