Am Rande des Derby-Unentschiedens gegen Beşiktaş haben etliche Fenerbahçe-Fans im Ülker Stadyumu ihren Unmut geäußert und lautstark Präsident Ali Koç zum Rücktritt aufgefordert. Seit 2018 bekleidet der finanziell wohlhabende, aber sportlich eher erfolglose Koç das Amt des Klub-Bosses. Diverse Entscheidungen und Ergebnisse haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass der Funktionär nun am Pranger steht. 

Trainer-Verschleiß

Mit Vitor Pereira hat Fenerbahçe nun schon den achten Trainer unter der Regentschaft von Ali Koç verschlissen. Angefangen hat die inflationäre Trainer-Rochade im Sommer 2018 mit der Installation von Philip Cocu – gleichzeitig die erste richtig große Fehlentscheidung des Koç-Präsidiums. Der Niederländer, zuvor fünf Jahre erfolgreich bei der PSV Eindhoven, war nach nur vier Monaten im Amt schon wieder weg. Bis heute folgten ihm Erwin Koeman, Ersun Yanal, Emre Belözoğlu, Erol Bulut, Tahir Karapınar sowie Zeki Murat Göle sechs weitere Kandidaten, die das Traineramt interimsweise oder festangestellt bekleideten, früher oder später aber immer scheiterten.

Desaströse Derby-Bilanz

In 160 Spielen unter Ali Koç hat Fenerbahçe lediglich 76 gewonnen, was in Relation eine Siegquote von 47,5 Prozent ergibt – viel zu wenig für den erfolgsverwöhnten 19-fachen türkischen Meister, der sich jedes Jahr selbst zum Titelkandidaten ernennt. Was aber noch mehr ins Kontor schlägt, ist die in den vergangenen Jahren desaströse Derbybilanz: 14 Istanbul-Derbys gegen die großen Rivalen von Beşiktaş und Galatasaray hat es unter der Ära Koç bis dato gegeben, lediglich zwei hat Fenerbahçe gewonnen.
Hinzu kommen die gerissenen historischen Serien: Galatasaray gewann im Vorjahr erstmals seit über 20 Jahren in Kadıköy, ebenso Beşiktaş seit über 15 Jahren. Und das ebenfalls verfeindete Trabzonspor jubelte sogar erstmals seit über 23 Jahren wieder im gelb-marineblauen Hause.

Transfer-Flut 

Wiederholt hatte Fenerbahçe, insbesondere Ali Koç, in den vergangenen Transferperioden davon gesprochen, eine schlagfertige Mannschaft aufzubauen, um endlich die ersehnte erste Meisterschaft seit 2014 erreichen zu können. In den Transferjahren seit 2018 ist der Kadıköy-Klub aber stets mehr durch Quantität statt Qualität aufgefallen. Satte 61 Transfers wurden abgewickelt, seit Ali Koç im Amt ist, eine eingeschworene Einheit sucht man auf dem Kadıköy-Rasen bisweilen vergebens.