Des einen Freud ist des anderen Leid – Die Unterschrift von Max Kruse bei Fenerbahçe sorgte gestern Abend für mächtig Wirbel. Die türkische Anhängerschaft feiert ihren neuen Star-Spieler mit viel Folklore, die Fans des alten Arbeitgebers Bremen fühlen sich derweil leicht hintergangen.

"Ich habe definitiv nicht mehr die Absicht zu schauen, wo es das meiste Geld zu verdienen gibt. Der Wohlfühlfaktor ist für mich entscheidender. […] Aber es ist schon so, dass ich in der nächsten Saison gerne international spielen würde", so Max Kruse in der letztjährigen kicker-Ausgabe zum Saisonauftakt auf die Frage, wie sich die Situation seines im Sommer 2019 auslaufenden Vertrages gestaltet. Nach monatelangen und nervenaufreibenden Verhandlungen, quasi über das gesamte erste Quartal 2019, war Mitte Mai klar: Max Kruse wird Werder Bremen zur kommenden Saison verlassen. Weil Kruse angeblich Angebote aus der Premier League, der Seria A und gar dem FC Bayern München vorliegen habe, war der nächste Karriereschritt für viele Fans anfangs zu verstehen. In Bremen hätte er – so der Gedankengang vieler Fans – zwar den vielzitierten Wohlfühlfaktor weiter ausleben können, sportlich können die Grün-Weißen mit den Käuferinteressenten nicht mithalten. Rund anderthalb Monate später, versteht nicht jeder Kruses Wechselentscheidung.

"Will helfen, Fenerbahçe zurück ins internationale Geschäft zu führen"

Max Kruse spielt die kommenden drei Jahre für den Istanbuler Traditionsverein Fenerbahçe. Ein Klub, der ohne Zweifel national mit 19 Meisterschaften immer zu den Topfavoriten gehört und auch deshalb oft international vertreten ist – in der kommenden Saison wegen des letztjährigen sechsten Platz in der Abschlusstabelle aber nicht! Als die "Kanarienvögel" den Transfer gestern offiziell bekannt gaben, explodierte das Netz förmlich: "Kral Kruse" – zu deutsch "König Kruse", war des Öfteren aus den Reihen der Türken zu lesen. Und angesichts des stattlichen Handgelds von knapp zwei Millionen Euro und der bezahlten Miete einer dreistöckigen Luxus-Villa in Istanbul ist diese Bezeichnung keines Wegs aus der Luft gegriffen. In Bremen sorgt der Wechsel derweil für Unmut: Viele gingen bei einem Abgang ihres geliebten Kapitäns von einem Wechsel zu einem "echten" Top-Klub aus. Die Betitelung in der Hansestadt fällt deshalb mit "Söldner" eher weniger königlich aus. Immerhin: Kruse kündigte in einem Statement an, "Fenerbahçe wieder zurück in den internationalen Wettbewerb zu führen". Mit der Weltmetropole Istanbul, in der es sich mehr als gut ausleben lässt, hätte er dann seine ursprünglichen Wechselkomponenten mit einjähriger Verspätung vereint.

Foto: Matthias Hangst/Getty Images