Langsam sind die letzten Nationalspieler wieder in Kadıköy eingetrudelt und spätestens ab jetzt gilt die volle Konzentration dem kommenden Derby. Fenerbahçe befand sich vor der Länderspielpause in einer Schwächephase, die man mit einem Sieg gegen den Erzfeind vergessen machen könnte. Personell drückt aber immer noch der Schuh.

Vítor Pereira dürfte auch in der Pause weiter getüftelt haben. Auch der erfahrene Trainer hat gemerkt, dass seine Ideen nicht mehr vollständig aufgehen. War das 3-4-3 zu Beginn der Saison noch ein Sieggarant, hatten die Gegner es zuletzt meistens entschlüsselt. Oft warteten sie dann gemütlich, bis die "Kanarienvögel" immer höher rückten und die Flügelspieler den nötigen Raum in ihrem Rücken boten, um dann eiskalt zu kontern. Auch die leichte Modifizierung auf ein 3-5-2 oder zuletzt 3-1-4-2 hat bisher nicht die Wende gebracht. Zwar ist es grundsätzlich eine kluge Idee, das Zentrum zu stärken, das Problem der hohen Außenspieler bleibt allerdings. Stimmt die Absicherung nicht, wird ein einzelner Schienenspieler immer eine Schwachstelle sein.

Mehr Erfahrung wird benötigt

Trotzdem ist nicht zu erwarten, dass der Portugiese von der Dreierkette abweicht. Ehrlicherweise würde dafür aktuell vermutlich auch die Zeit fehlen. Stattdessen wird er personell an Stellschrauben drehen, gerade auch, weil er hier zuletzt oft falsch lag. Osayi-Samuel dürfte nach überstandener Sperre zurückkehren und Sangaré ersetzen, den Pereira zuletzt zweimal hintereinander zur Pause auswechselte. Auch Max Meyer und Mert Hakan Yandaş konnten ihre kurze Hochphase nicht nachhaltig bestätigen. Zumindest der Türke könnte aber eine erneute Bewährungschance erhalten, vor allem da wichtige Spieler nach wie vor nicht an Bord sind. Die Ausfälle der drei Säulen Bayındır, Gustavo und Valencia wiegen schwer und konnten bisher nicht kompensiert werden.

Gerade auch Erfahrung und Führungsqualitäten gingen den Gelb-Marineblauen zuletzt ab. Özil und Sosa wären gerade in diesem Spiel Akteure, die für Ordnung und die nötige Ruhe sorgen könnten. Lässt der Trainer sie erneut links liegen, muss wohl endgültig von einem zwischenmenschlichen Problem ausgegangen werden. Am Sonntag jedenfalls geht es vor allem für Fenerbahçe nur um einen Sieg. Gelingt dieser, wäre man wieder in der Spur.