Während des mittlerweile überbordenden Hypes um Mesut Özil ging fast ein wenig unter, dass Fenerbahçe fast zeitgleich einen weiteren Spieler verpflichtet hatte. Jener Attila Szalai sorgte dann allerdings in seinem ersten Spiel dafür, dass man ihn in Zukunft nicht mehr so schnell übersehen wird.
Zum Ende der erschreckend schwachen letzten Saison nutzte Altay Bayındır die Möglichkeit, um seinem Leid auch öffentlich Luft zu machen. Der junge Keeper bemängelte, dass es schwierig sei, defensive Stabilität zu entwickeln, wenn in jedem Spiel eine andere Abwehrreihe auf dem Feld stünde. Damit traf er einen wunden Punkt. Aufgrund der mangelhaften Kaderplanung musste die Viererkette quasi an jedem Spieltag neu zusammengewürfelt werden und bestand zeitweise sogar komplett aus positionsfremden Spielern. Dass so keine großen Sprünge zu erwarten sind, ist klar. Auch die Verantwortlichen in Kadıköy haben das erkannt und investierten in gleich sieben neue Verteidiger. Allein, von einer konstanten Viererkette war man auch in dieser Saison weit entfernt. Verletzungen, Corona, der knüppelharte Spielplan und Schwächephasen einzelner Akteure zwangen auch Erol Bulut zum Tüfteln. Die Konstante war dabei Abwehrchef Marcel Tisserand, der allerdings mit stets wechselnden Nebenleuten auflief. Diese Entwicklung könnte nun beendet sein. Zwar ist Tisserand aktuell verletzt, könnte nach seiner Rückkehr aber endlich einen festen Partner bekommen: Attila Szalai.
Überragendes erstes Spiel
Der junge Ungar steht erst seit wenigen Wochen in Istanbul unter Vertrag und hat erst eine Partie absolviert. Beim 3:0 gegen Kayserispor dürfte er allerdings nicht nur seinen Trainer positiv überrascht haben. Szalai agierte so abgeklärt, als würde seit mindestens zehn Jahren seine Knochen für die Gelb-Marineblauen hinhalten, verstand sich mit seinen Teamkollegen, als würde man seit Ewigkeiten zusammenspielen und zeigte dazu noch eine weitere Qualität, die seinem Team auch in Zukunft sehr gut zu Gesicht stehen dürfte. Seit dem 18. Januar hat Fenerbahçe nämlich plötzlich einen Innenverteidiger, der das Spiel eröffnen kann. Szalais lange Bälle über das halbe Feld setzten nicht nur immer wieder die schnellen Valencia und Thiam in Szene, sondern kamen dazu so präzise, dass sie ein adäquates Mittel gegen den defensiven Gegner darstellten. Während sonst quasi jeder Angriff über Luiz Gustavo läuft, der das Spiel von hinten aufbaut, hat man mit Szalai nun auch einen Spieler, der erfolgsversprechend mit langen Bällen agiert. Dazu punktete der 23-Jährige mit kompromissloser Abwehrarbeit und bewies zumindest bei seinem letzten Verein Apollon Limassol seine Torgefahr nach Standards.
In seinem ersten Auftritt setzte Szalai ein großes Ausrufezeichen und sollte er diese Leistung bestätigen, wird in Zukunft kein Weg an ihm vorbeiführen, zumal er dazu auch noch der einzige Linksfuß unter den Innenverteidigern ist. Noch ist es für ein endgültiges Urteil natürlich zu früh, aber wenn der achtfache Nationalspieler seine Form auch nur annähernd bestätigen kann, ist den "Kanarienvögeln" ein echter Transfer-Coup gelungen.