13 Spiele, zwei Tore und vier Vorlagen reichten aus, um nicht nur in der Türkei einen Hype um Arda Güler zu entfachen. Natürlich lassen da auch die Gerüchte um einen Wechsel nach Europa nicht lange auf sich warten. Dieser wäre zum jetzigen Zeitpunkt allerdings der völlig falsche Schritt.

"Arda Güler – The Turkish Messi" war während des Derbys auf einem Plakat im Fanblock von Fenerbahçe zu lesen. Nun ist Güler nicht das erste hoffnungsvolle Talent, das mit dem vielleicht besten Fußballer aller Zeiten verglichen wird. Fenerbahçes Rohdiamant ist nicht einmal der erste "Türkische Messi". Diese am Ende doch zweifelhafte Ehre wurde vor ihm bereits Spielern wie Emre Mor oder Emre Demir zuteil. Es besteht kein Zweifel daran, dass diese Fußstapfen viel zu groß sind, doch gleichzeitig kommt man auch nicht umhin, das Potenzial des 17-Jährigen zu sehen. Für sein Alter ist Arda Güler sehr weit, technisch beschlagen und übernimmt Verantwortung, wobei er sich gleichzeitig sehr demütig und wissbegierig gibt. Nun berichten insbesondere türkische Medien über zahlreiche europäische Vereine, die den Jungen aus Ankara verpflichten wollen. Selbst Borussia Dortmund wird genannt. Es braucht allerdings nicht einmal den Verweis auf das letzte türkische Supertalent, das beim BVB krachend scheiterte, um solche Gedankenspiele mit Argwohn zu betrachten.

Am Anfang der Entwicklung

Ein Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt wäre für alle Seiten falsch. Da ist zuerst der Spieler selbst. Arda Güler ist Fenerbahçe-Fan und Hoffnungsträger in einer Person. Diesen Status bekommt er bei keinem anderen Verein der Welt. Trotzdem ist er auf der anderen Seite bisher kein Stammspieler. Sein Trainer will ihn behutsam aufbauen und damit auch dem Hype entgegenwirken. Spätestens ab der nächsten Saison würde Güler allerdings mit Sicherheit mehr Spielanteile bekommen und könnte sich im familiären Umfeld weiterentwickeln. Bei all seinen Anlagen muss man dabei auch festhalten, dass das Top-Talent eben auch noch viel Lernbedarf hat. Völlig ok für sein Alter und zum Beispiel beim BVB wäre die taktische Schulung sicher auch noch ein ganzes Stück besser als in Istanbul. Spielzeit auf höchstem Niveau oder die Liebe der Fans wären im neuen Umfeld allerdings deutlich schwieriger zu bekommen. Der Weg würde eher über die Zweite Mannschaft führen. Auch aus diesem Grund hat Güler seinen Vertrag gerade erst bis 2025 verlängert. Und damit ist man bei der zweiten Partei.

Hohe Ablöse

Auch für einen potentiellen neuen Verein wäre dieser Wechsel zumindest ein großes Risiko. 30 Millionen Euro beträgt die Ausstiegsklausel, die seit der Vertragsverlängerung gezogen werden müsste. Eine teure Wette für einen 17-Jährigen, der noch kein Stammspieler in der Süper Lig ist und vor allem im physischen Bereich viel Luft nach oben hat. Unmöglich ist eine solche Wette im pervertierten Fußballgeschäft natürlich nicht, die Fallhöhe würde aber nicht nur für den Verein, sondern auch für den Spieler enorm steigen. Das ist keine gute Voraussetzung für die Entwicklung, die sich alle von Güler erhoffen.

Auch Fenerbahçe selbst würde sich genau überlegen, ob der erhoffte Geldregen die Nachteile aufwiegt. Mit ihrem Junior haben die "Kanarienvögel" endlich wieder einen Publikumsliebling, der die Fans in der ganzen Türkei begeistert und dem Verein tatsächlich auch sportlich helfen könnte. Mit dem wahrscheinlichen Abgang von Kapitän Özil wäre sein Lehrling der logische interne Ersatz. Geht die Entwicklung so weiter, könnte man auch zu einem späteren Zeitpunkt noch eine hohe Ablöse für den U17-Nationalspieler generieren. Bis dahin hätte man aber endlich wieder einen Akteur aus dem eigenen Nachwuchs, der das Gesicht des Vereins werden könnte. Auch das ist bei aller sportlichen Klasse nicht zu verachten.

Ein Wechsel des jungen Mannes ist trotz der jüngsten Vertragsverlängerung nicht ausgeschlossen. Käme ein Interessent, der bereit wäre die Ausstiegsklausel zu ziehen und wäre der Spieler ebenfalls wechselwillig, würde Fenerbahçe den Transfer wohl nicht blockieren. Das sind allerdings wirklich eine Menge Konjunktive. Die Mischung aus Vertrauen und harter Arbeit in einem gewohnten Umfeld wäre stattdessen mit Sicherheit am besten für den Mittelfeldspieler. Für Güler, Fenerbahçe und die Süper Lig ist ein Verbleib in Istanbul daher die beste Lösung.