Das späte 1:1 zwischen Beşiktaş und Fenerbahçe hat verschiedene Gründe. Eine wenig zwingende erste Hälfte, die Abschlussschwäche der Gastgeber und natürlich Ozan Tufans Traumtor kurz vor Schluss. Dass es zu diesem Zeitpunkt allerdings noch die Chance auf ein Unentschieden gab, haben die "Kanarienvögel" ihrem Torhüter zu verdanken.

Altay Bayındır war nicht zum ersten Mal der beste Spieler seines Teams und hielt ihm damit die Punkte fest. Der 22-Jährige hat sich in seiner zweiten Saison bei den Gelb-Marineblauen zum verlässlichen Rückhalt gemausert. In vielen Bereichen war der Keeper dabei schon lange gut. Beim Eins-gegen-Eins, auf der Linie, beim eigenen Spielaufbau, dem Spiel mit dem Fuß und gerade wenn eine spektakuläre Parade ansteht, konnte Bayındır bereits seit Langem überzeugen. Nach dem Derby dürfte insbesondere Vincent Aboubakar schlecht von dem Mann aus Bursa träumen. Der Kameruner hätte das Spiel mehrere Male entscheiden können oder sogar müssen, doch immer war sein Gegenüber zur Stelle. Selbst bei dessen bisher größtem Manko sind mittlerweile klare Fortschritte zu erkennen. Bayındır Strafraumbeherrschung war lange Zeit unterdurchschnittlich und so irrte der Torwart gerade in Folge von Ecken oder Freistößen aus dem Halbfeld ziellos durch den eigenen Sechzehner. Zwar hat Fenerbahçes Nummer eins hier immer noch viel Luft nach oben, man muss allerdings nicht mehr die Luft anhalten, sobald der Gegner einen Standard zugesprochen bekommt.

Wertvollster Spieler in zweierlei Hinsicht

Für die "Kanarienvögel" sind das gute und schlechte Nachrichten zugleich. Gut natürlich, weil der Schlussmann seinen Farben bereits häufiger Punkte gerettet hat und selbst teilweise wechselnde Vorderleute ihn nicht mehr aus dem Konzept bringen. Schlecht weil derartige Leistungen sich rumsprechen. Auch hier gibt es ein lachendes und ein weinendes Auge. Bayındırs Marktwert ist nach oben geschnellt und sollte tatsächlich ein Klub aus Europa ernst machen, müsste er aufgrund der Vertragslaufzeit bis 2023 noch tief in die Tasche greifen. Bayındırs Wechsel dürfte so einen zweistelligen Betrag in die Kasse spülen. Gleichzeitig träumt man in Kadıköy davon, dass der junge Schlussmann in die riesigen Fußstapfen seiner Vor-Vorgänger tritt. In Fenerbahçe hofft man schließlich immer auf einen neuen Volkan Demirel oder Rüştü Reçber, also eine klare Nummer eins, die eine Ära im Verein prägen kann und auch in der Nationalelf im Tor steht. Davon ist der junge Altay Bayındır natürlich noch weit entfernt, nicht zuletzt weil die Türkei mit Uğurcan Çakır über einen zweiten jungen Spitzentorwart verfügt, der aktuell noch klar die Nase vorn hat. Trotzdem hat Fenerbahçe nach B- und C-Lösungen wie Harun Tekin und Carlos Kameni endlich wieder einen echten Top-Torhüter. Und auch wenn Bayındır seinem Team das Derby gerettet hat: Seine Entwicklung ist noch nicht am Ende.