Dritter in der Vorsaison, nun noch europäisch mit dabei (wenn auch nur in der Conference League), dazu in der Liga mit Kontakt zu einem Champions-League-Rang – richtig schlecht lief es für Fenerbahçe in diesem Jahr nicht. Dennoch herrscht in Kadıköy auch in der vierten Spielzeit unter Präsident Ali Koç allgemeine Unzufriedenheit, der diese nun auch erstmals konkret abbekam. Das ist das LIGABlatt-Zeugnis für Fenerbahçe für 2021.
Sportliches Abschneiden national (Note 4)
Horror-Spielzeiten wie in den Jahren zuvor, erlebte man 2021 in Kadıköy zwar nicht. Dennoch blieben die ambitionierten, stets auch mit einem Hang zur Selbstüberschätzung neigenden "Kanarienvögel" hinter den eigenen Erwartungen zurück. In der Vorsaison lief man im Titel-Dreikampf als Dritter ins Ziel, in dieser Saison ist Rivale Trabzonspor bereits an der Tabellenspitze enteilt. Vom Meistertitel kann Fenerbahçe deshalb weiter nur träumen. Im Pokal quälte man sich indes eine Runde weiter und ist im nächsten Jahr weiter vertreten.
Sportliches Abschneiden international (Note 4)
Nach dreijähriger Abstinenz wieder im Europapokal vertreten, in einer Gruppe mit Eintracht Frankfurt, Olympiakos Piräus und Royal Antwerpen am Ende aber nur Dritter und somit Absteiger in Conference League. Stark waren die beiden Auftritte gegen Frankfurt (zweimal 1:1), erschreckend dagegen die 0:3-Heimpleite gegen die benachbarten Griechen aus Piräus.
Transfers (Note 4)
Im Januar 2021 landete der Privatjet mit Insasse Mesut Özil am Istanbuler Flughafen. Erst jetzt – ein Jahr später – scheint der Mittelfeldmann aber endlich einen Fuß auf türkischen Boden zu bekommen. Wie mit Özil verhält es sich mit vielen Einkäufen: Die mit großen Erwartungen gekommenen Neuverpflichtungen benötigen zum Teil mehr Eingewöhnungszeit als vermutet (Dursun, Berisha usw.) und/oder werden laufend durch Verletzungen zurückgeworfen (z.B. Rossi). Fenerbahçe muss begreifen, dass mit neuen Spielern nicht automatisch auch der Erfolg kommt.
Spielerförderung & Nachwuchsarbeit (Note 4)
Mit Ömer Faruk Beyaz hat Fenerbahçe sein wohl größtes Talent der letzten Jahre bereits frühzeitig ziehen lassen. Außerdem ist Ex-Sportdirektor und der späterer Trainer Emre Belözoğlu, der auf dem Klub-Gelände das Nachwuchsleistungszentrum enorm in den Vordergrund hat rücken wollen, längst Geschichte. Immerhin: Mit Attila Szalai hält Fenerbahçe einen vielversprechenden Verteidiger in den Reihen, der alsbald viel Geld in die Vereinskasse bringen dürfte. Und: Wegen der Verletzung von Stammkeeper Altay Bayındır darf sich aktuell dessen 21-jähriger Vertreter Berke Özer zwischen den Pfosten auszeichnen.
Klub-Politik & Außendarstellung (Note 5)
Die in der Vorsaison zeitweise für Euphorie sorgende Chef-Achse um Ali Koç, Emre Belözoğlu und Erol Bulut ist im Frühjahr gebrochen. Seitdem rumort es mal wieder in Kadıköy, mit dem vorläufigen Zoff-Höhepunkt Mitte Dezember, als Fans im heimischen Stadion Präsident Ali Koç zum Rücktritt aufforderten. Auch in der vierten Saison des schwerreichen Geschäftsmanns herrscht allgemeine Unzufriedenheit, was kaum Ruhe bringt und nach Außen kein gutes Bild abgibt – übrigens auch nicht für mögliche Trainer, den Fenerbahçe sucht nach der Trennung mit Vitor Pereira aktuell mal wieder einen neuen.
Gesamtnote: 4 (ausreichend)