Vor heimischem Publikum war Fenerbahçe um Wiedergutmachung nach dem Ausscheiden aus der Champions-League-Qualifikation bemüht. Das ungefährdete und wirklich überzeugende 3:0 gegen Slovácko dürfte die Fans versöhnt haben und machte definitiv Lust auf mehr.
Mit Spannung war die Startelf erwartet worden, die Jorge Jesus nach der Schlappe gegen Kiew und angesichts einiger Ausfälle unter der Woche ins Rennen schicken würde. Der erfahrene Trainer sorgte dabei für einige Überraschungen. Wie angekündigt vertrat Ertuğrul Çetin den angeschlagenen Altay Bayındır im Tor. Neuzugang Gustavo Henrique ersetzte den nicht berücksichtigten Tisserand, ansonsten blieb die Viererkette bestehen. Davor fand sich mit Miha Zajc ein gänzlich unerwarteter Vertreter für den gesperrten Yüksek. In der Offensive behielten Valencia und Rossi ihr Mandat, wurden allerdings von Mor und Lincoln unterstützt.
Insbesondere die Hereinnahme des slowenischen Mittelfeldspielers zeigte schnell Wirkung. Zajc tat dem Spiel der Gelb-Marineblauen sichtbar gut und verzeichnete auch die erste Großchance. Das 1:0 erzielte allerdings ein "echter" Neuling. Nachdem Rossi den Ball von der Grundlinie in den Strafraum gebracht hatte, wurde er von Lincoln klug weitergeleitet und Emre Mor ließ Gästekeeper Nguyen mit einem platzierten Flachschuss keine Abwehrchance (17.). Auch in der Folge war der Flügelspieler ein echter Aktivposten, half defensiv mit und ging vorne häufig ins Eins-gegen-Eins. So sorgte er zumindest indirekt auch für den zweiten Treffer. Nach einem starken Dribbling zog der mittlerweile 25-Jährige ein Foul nahe der Strafraumkante und den fälligen Freistoß zirkelte dann Lincoln perfekt ins rechte Kreuzeck (45.+1). Nach einer starken Darbietung ging es mit 2:0 in die Kabine.
Früher Platzverweis, spätes Ausrufezeichen
Ohne Veränderungen auf Seiten der Gastgeber ging es weiter und dieses Mal sorgten die Tschechen für den ersten Aufreger. Nach einer klugen Körpertäuschung von Osayi-Samuel spielte der bereits vorbestrafte Hofman den Ball mit der Hand und durfte daher mit Gelb-Rot nach nur knapp zwei Minuten direkt wieder zurück in die Kabine. Schnell gab es vermeintlich wieder Grund zum Jubeln, Szalais artistisches 3:0 wurde allerdings wegen eines Fouls von Gustavo Henrique zurückgenommen. Jesus sorgte für frischen Wind und schickte Bruma, Crespo und Dursun für Mor, Rossi und Zajc auf’s Feld. Nun ergab sich endgültig ein Bild, das die "Kanarienvögel" in der kommenden Süper-Lig-Saison wohl noch häufiger vorfinden werden: Der Gegner stellte sich komplett hinten rein und überließ Fenerbahçe das Spiel. Insbesondere Lincoln ließ in dieser Phase erahnen, welch großen Wert er in Zukunft für die Mannschaft haben kann. Torchancen sprangen so zwar zunächst nicht heraus, laut wurde es aber doch wieder im Stadion: Unter dem tosenden Beifall der Fans schickte Jesus Arda Güler für Valencia auf das Feld. Dazu ersetzte Novák den angeschlagenen Kadıoğlu. Für den letzten sportlichen Höhepunkt sorgte allerdings einmal mehr Lincoln: Nach einem Zuspiel von Bruma jagte der Brasilianer den Ball ansatzlos aus mehr als 20 Metern ins Netz (81.). Ein weiteres absolutes Traumtor! Danach ließen es die "Kanarienvögel" zwar etwas ruhiger angehen, können nach einer starken Darbietung aber dennoch entspannt auf das Rückspiel schauen.