Nach dem enttäuschenden Aus in der UEFA Conference League gegen Slavia Prag am vergangenen Donnerstag ist Fenerbahçe am 27. Spieltag der Süper Lig in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Klub aus Kadıköy feierte am Montagabend einen überaus glücklichen 2:1-Auswärtssieg beim Stadtrivalen Kasımpaşa. Damit rückt "Fener" auf den so wichtigen vierten Rang vor, der zur Teilnahme am internationalen Geschäft berechtigt.

Personell entschied sich Trainer İsmail Kartal im Vergleich zum Europapokal-Aus gegen Slavia Prag für zahlreiche Veränderungen. Vor Torwart Bayındır gingen die "Kanarienvögel" mit einer Viererkette in die Partie, deren Innenverteidigung aus Kim und Aziz bestand. Auf den Außenverteidiger-Positionen schenkte Kartal Szalai auf der linken und Osayi-Samuel auf der rechten Seite das Vertrauen. Im defensiven beziehungsweise zentralen Mittelfeld durften sich Crespo und Zajc von Beginn an beweisen, im offensiven Mittelfeld starteten Rossi (halblinks), Kahveci (halbrechts) sowie der erst 17-jährige Güler, während Berisha als einzige Spitze begann.

Kasımpaşa hat die Großchancen, Fenerbahçe erzielt das Tor

Nach flottem Beginn beider Kontrahenten dauerte es nur knapp sechs Minuten, bis Fenerbahçe jubeln durfte: Ein schönes Anspiel von Rossi fand Zajc, der den Ball von der linken Seite des Strafraums aus mit einem platzierten Rechtsschuss unhaltbar im Kasten der Gastgeber versenkte. Danach verflachte die Begegnung zunächst, bis Kasımpaşa-Kreativspieler Eysseric Keeper Bayındır mit einem gefährlichen Abschluss prüfte (14.). Rund zehn Minuten später standen die Hausherren dem Ausgleich erneut recht nahe, als Hajradinović eine Flanke von Ben Ouanes über die linke Seite mit einem Kopfball verarbeitete. Die Oberhand behielt jedoch ein weiteres Mal der 23-jährige Bayındır im Tor von Fenerbahçe (24.). In dieser Phase taten sich die "Kanarienvögel" schwer, zu Abschlüssen zu kommen und mussten dabei zusehen, wie Kasımpaşa immer besser ins Spiel fand. Etwas mehr als fünf Minuten vor der Halbzeit sollte die Führung des Kartal-Teams dann fast Geschichte sein – aber eben nur fast. Diesmal hielt nicht Bayındır das Gehäuse sauber, sondern der linke Pfosten, den Ben Ouanes mit seinem Abpraller nach einer Ecke traf (38.). In der dritten Minute der Nachspielzeit des ersten Durchgangs musste dann aber wieder der starke Bayındır eingreifen, indem er einen Abschluss auf Höhe des Elfmeterpunkts von Kasımpaşa-Topscorer Bozok mit einer beherzten Parade am Einschlag ins Tor hinderte. So gingen die Gäste mit einer sehr glücklichen, wenn nicht unverdienten 1:0-Führung in die Pause.

Überfälliger Ausgleich der Gastgeber

In die zweite Hälfte starteten die "Kanarienvögel" mit etwas mehr Schwung. Zwar verfehlte Rossi in der 46. Spielminute nach technisch anspruchsvollem Dribbling sein Ziel deutlich, aber immerhin demonstrierte der Uruguayer, dass auch Fenerbahçe noch offensive Bemühungen zuzutrauen waren. Daraufhin passierte rund 15 Minuten lang wenig bis nichts, bevor Kasımpaşas Trainer Uğurlu pünktlich nach einer Stunde einen dreifachen Wechsel beschloss. Kurze Zeit später zog Kartal nach und entschied sich ebenfalls für personelle Veränderungen auf dem Rasen: Dursun kam für den unauffälligen Berisha, Yandaş ersetze Güler. Von Erfolg gekrönt sollten die Wechsel aber zunächst nicht sein, denn in der 68. Minute passierte, was sich – zumindest in der ersten Halbzeit – schon lange angebahnt hatte: Nach einer zielgenauen Flanke von Mabil stand Muleka im Strafraum goldrichtig und ließ Bayındır mit einem Kopfball ins linke obere Eck keine Chance – 1:1!

Ein später Lucky Punch

Mit neuem Selbstvertrauen ausgestattet, erhöhte Kasımpaşa nun wieder den Druck und erweckte den Anschein, sich an diesem Abend mit einer Punkteteilung nicht zufrieden zu geben. Fener-Coach Kartal wollte die Passivität seiner Mannschaft so natürlich nicht hinnehmen und brachte Pelkas für Kahveci (81.). Eine Minute später folgte nach längerer Zeit mal wieder ein Abschluss der "Kanarienvögel", doch der eingewechselte Dursun traf den Ball aus vielversprechender Position nicht richtig, was einen Abstoß der um den Klassenerhalt kämpfenden Hausherren nach sich zog. Die Zeit lief "Fener" nun weg, eine Aktion hatte der Traditionsverein vom Bosporus aber noch im Köcher: Der heute als Linksverteidiger eingesetzte Szalai zog in der zweiten Minute der Nachspielzeit am Rande des Strafraums ab. Nach – aus Sicht Kasımpaşas – unglücklicher Abfälschung landete der Ball tatsächlich im Netz, gleichbeutend mit der 2:1-Führung für die "Kanarienvögel". Auch die Intervention des VAR änderte daran nichts mehr. Spätestens nach der gelb-roten Karte gegen Mabil (90.+8) schien der Auswärtssieg Fenerbahçes besiegelt. Und auch wenn danach noch rund fünf Minuten lang weitergespielt wurde, passierte nichts mehr: Am Ende stand ein glücklicher, eminent wichtiger 2:1-Erfolg für das Team aus Kadıköy.

Weiter geht es für Fenerbahçe am kommenden Sonntag (17.00 Uhr) mit einem echten Härtetest, wenn Tabellenführer Trabzonspor an den Bosporus reist.