War es das im Titelkampf? Nach einem mehr als enttäuschenden 0:0 bei Konyaspor am 35. Spieltag beträgt der Rückstand von Fenerbahçe auf Galatasaray sechs Zähler bei drei verbleibenden Partien, womit die Meisterschaftschancen der Gelb-Marineblauen nur noch theoretischer Natur sind. Trotz spielerischer Überlegenheit und etlicher Abschlüsse wollte es den "Kanarienvögeln" am Montagabend einfach nicht gelingen, den Ball über die Linie zu bugsieren.
Beim wichtigen Auswärtsspiel in Konya musste Fenerbahçe verletzungsbedingt auf Jayden Oosterwolde und İsmail Yüksek verzichten. Zudem fehlten Leonardo Bonucci sowie Serdar Aziz, die von Trainer İsmail Kartal nicht für den Spieltagskader nominiert wurden. Stattdessen schenkte der 62-Jährige zu Beginn Livaković, Kadıoğlu, Djiku, Rodrigo Becão, Osayi-Samuel, Fred, Yandaş, Tadić, Szymański, Kahveci und Džeko, die die 4-2-3-1-Formation der "Kanarienvögel" bildeten, sein Vertrauen.
Gäste nutzen Überlegenheit nicht
Nach dem deklassierenden 1:7 im Hinspiel hatte Abstiegskandidat Konyaspor noch eine Rechnung mit Fenerbahçe offen. Auf dem Rasen jedoch übernahmen die Gäste aus Istanbul erwartungsgemäß rasch das Kommando, ohne in der insgesamt ruhigen Anfangsphase gefährliche Abschlüsse abzugeben. Gegen Mitte der ersten Hälfte erhöhten die Gelb-Marineblauen den Druck etwas, wobei zündende Ideen gegen engagiert verteidigende Hausherren noch auf sich warten ließen. In der 21. Spielminute änderte sich dies beinahe, als sich Tadić der Führung seiner Mannschaft annäherte, dabei aber zu ungenau zielte. Derweil kam von Konyaspor offensiv so gut wie nichts, was einmal mehr offenbarte, warum die Zentralanatolier vor dem Duell mit Fenerbahçe lediglich 34 Treffer in ebenso vielen Begegnungen erzielen konnten. Auch wenn die Zuschauer im Konya Büyükşehir Belediye Stadyumu in der ersten Hälfte keine Tore zu Gesicht bekamen, wurden sie Zeugen eines Kuriosums: Von der Bank aus holte sich Müldür seine vierte Gelbe Karte der Saison ab, womit der Rechtsverteidiger am 36. Spieltag nicht zur Verfügung stehen wird. Mindestens genauso dürften sich die "Kanarienvögel" über eine vergebene Kopfball-Großchance von Yandaş geärgert haben (44.).
Fenerbahçe verpasst Treffer – und damit wohl auch endgültig die Meisterschaft
Mit Beginn der zweiten Halbzeit wechselte die Truppe aus Kadıköy doppelt: Söyüncü ersetzte Rodrigo Becão, zudem kam Batshuayi für Yandaş. Die nominell (noch) offensivere Herangehensweise Fenerbahçes machte sich auch auf dem Feld bemerkbar, wo Džeko in der 50. Spielminute per Kopf fast das erste Tor des Spiels erzielte. Kurz darauf nahm Kartal erneut zwei personelle Veränderungen vor – diesmal allerdings unfreiwillig, denn sowohl Osayi-Samuel als auch Kahveci konnten aufgrund von Verletzungen nicht länger mitwirken. Dafür waren Müldür und Ünder fortan mit von der Partie. Nach etwas mehr als einer gespielten Stunde war es dann erneut Kapitän Džeko, der gleich zweimal am hervorragend aufgelegten Konyaspor-Torhüter Słowik scheiterte. Langsam, aber sicher lief den Gelb-Marineblauen nun die Zeit davon, was den ohnehin schon erheblichen Druck nochmals erhöhte. Schließlich war allen Beteiligten bewusst, dass es unbedingt einen Sieg brauchte, um zumindest weiterhin von der ersten Meisterschaft seit 2014 träumen zu dürfen. Weitere ungenutzte Chancen durch den mittlerweile auffälligen Džeko (70.) und Ünder (72.) machten die Situation aus Fenerbahçe-Sicht nicht unkomplizierter. Die eine entscheidende Aktion wollte den Kartal-Schützlingen auch bis zum Schluss nicht mehr gelingen und da der vermeintliche Führungstreffer für Konya durch Ndao der VAR-Überprüfung zum Opfer fiel (90.), blieb es bis zum Schluss beim 0:0. Die türkische Meisterschaft wird somit aller Voraussicht nach zum zweiten Mal in Folge an Galatasaray gehen.
Bei der nächsten Süper-Lig-Partie steht Fenerbahçe wieder unter Zugzwang, um die minimale Resthoffnung auf die Meisterschaft am Leben zu halten. Gegner am Wochenende ist Kayserispor, das den Klassenerhalt so gut wie sicher hat.